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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Gladiatoren

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Schaukämpfer, heute besonders als Stierkämpfer, Berufsboxer, Fußball-Profis. Sie führen einem schaulustigen Publikum die Aggressionen vor, die dem Durchschnittsmenschen verwehrt sind. Sie bieten den Zuschauern die Möglichkeit, sich mit einem Sieger zu identifizieren und sich so selbst als Sieger zu fühlen. Die Laufbahn eines Schaukämpfers gehört zu den wenigen, die auch einen Mann aus niedrigen sozialen Verhältnissen und ohne geistige Ausbildung zu strahlendem Erfolg führen können. Gerade deshalb kann sich »der kleine Mann« so leicht mit dem Gladiator identifizieren. Doch zeigt der Schaukampf auch Gefahren und Niederlagen. Manche Charaktere suchen in ihrem Beruf sogar die ständige Auseinandersetzung mit der Lebensgefahr. Ein Spiel mit dem Tode treiben manche Artisten: als Seiltänzer, Trapezkünstler, Raubtierdompteure. Wenn es keine tödlichen Unfälle in der Zirkusmanege mehr gäbe, hätten solche Darbietungen wesentlich an Reiz eingebüßt. Der Kitzel, den sie vermitteln, wird beschwichtigt durch die Gewißheit, daß man sich solchen Gefahren im eigenen Leben nicht aussetzt. Der Tod des Gladiators (in diesem weiten Sinne) wird wie der Tod eines Helden von dem Gefühl begleitet, daß er ja nicht so mutig hätte sein müssen. Man bewundert die Herausforderung, findet es aber nicht verwunderlich, wenn sie bestraft wird.

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