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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lügendetektor

Autor
Autor:
Werner Eberlein

populäre Bezeichnung des »Polygraphen«, eines Gerätes, das die Veränderungen des Pulsschlages, der Atemtätigkeit, des Blutdrucks und ähnliche physische Vorgänge aufzeichnet. Wenn man einer Versuchsperson Fragen stellt, die eine Erregung auslösen, wird der psychische Reiz von solchen physischen Erscheinungen begleitet, und die Kurve, die der Polygraph registriert, entspricht der Kurve der inneren Erregung. Der Ablauf ist anders, wenn man auf eine beiläufige Frage wahrheitsgemäß antwortet, als wenn man einer peinlichen Frage ausweichen oder sie mit einer Lüge abtun möchte. Aus diesem Unterschied ergibt sich die Verwendung des Gerätes als »Lügendetektor« bei Verhören. Aber ein Wahrheitsbeweis kann auf diese Weise nicht angetreten werden. Es kann sein, daß jemand eine Schuld durchaus wahrheitsgemäß abstreitet, und doch bei der Antwort so erregt ist, als wenn er eine Lüge gesagt hätte, weil er sich einer ähnlichen, vielleicht nur in Gedanken begangenen Tat schuldig fühlt. Umgekehrt ist es manchen Menschen möglich, sich auf die Frage nach einer wirklichen Schuld so vorzubereiten, daß sie ihre Erregung im Verhör vollkommen beherrschen und der Polygraph sie nicht aufzeichnen kann. Als »Lügendetektor« ist das Gerät also sehr unzuverlässig, und in Rechtsstaaten werden seine Angaben nicht als Beweise zugelassen.Gerät, mit dem verschiedene Körperreaktionen (vor allem der elektrische Hautwiderstand und die Atem- sowie Herzschlag-Häufigkeit) fortlaufend aufgezeichnet werden. Die Anwendung zur Aufdeckung von Lügen beruht teilweise auf Suggestion, teils auf der Ermittlung besonderer seelischer Spannungen, die sich zum Beispiel in einem Absinken des Hautwiderstandes ausdrucken können. Man bittet die geprüfte Person etwa zuerst, an eine einstellige Zahl zu denken, sagt die Zahlenreihe und kann dann (was höchst eindrucksvoll ist) dem Betreffenden meist genau sagen, an welche Zahl er gedacht hat, weil bei ihrer Nennung eine Veränderung der Meßwerte erfolgt. Damit wird eine suggestive Wirkung erzielt, welche die Wahrhaftigkeit von Aussagen wohl ebenso fördert wie die weitere Kontrolle des körperlich-seelischen Spannungszustandes während eines Verhörs. Der Lügendetektor ist somit kein Mittel, um «Lügen» zu entdecken, sondern um erhöhte seelische Spannung zu ermitteln. Diese kann durch Lügen entstehen, aber auch durch viele andere Einflüsse. Deshalb ist viel Erfahrung notwendig, um mit diesem Gerät erfolgreich zu arbeiten, und die Ergebnisse sind nicht immer zuverlässig. In den meisten Ländern wird der Lügendetektor deshalb nicht als Beweismittel vor Gericht anerkannt.

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