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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Blutdruck

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Blutdruck, eine wichtige Regelgröße des Kreislaufs. Bei normalem Blutdruck ist die ausreichende Durchblutung der einzelnen Organkreisläufe gesichert. Der Blutdruck ist im Herzen, in der Aorta und in den großen Arterien, in den Venen. In der Praxis wird in der Regel der arterielle Blutdruck in der Arteria brachialis, d.h. am Oberarm in der Höhe des Herzens, gemessen. Das Maximum der Druckpulskurve während der Systole (d.h. der Austreibung aus der linken Herzkammer in die Aorta) wird als systolischer Blutdruck und das Minimum während der Diastole (Erholungsphase) wird als diastolischer Blutdruck bezeichnet. Die Differenz beider Werte ergibt die Blutdruckamplitude.

Die Messung erfolgt selten invasiv (intra-arteriell), sondern in der Regel "nicht-invasiv" auskultatorisch (shygmomanometrisch), indem die Strömungs-(Puls-)geräusche (Korotkow-Geräusche) an der bis zur Kompression der Arterie aufgepumpten und dann allmählich entlasteten Oberarmmanschette abgehört (Methode von Riva Rocci) oder mit einem Mikrophon registriert werden. Die Manometerwerte beim deutlichen Auftreten und beim Verschwinden der Geräusche werden als systolischer bzw. diastolischer Blutdruck notiert. Heute wird oft die oszillometrische Methode verwendet. Statt der Korotkow-Geräusche werden die Druckänderungen in der Manschette, die von der Blutdruckwelle verursacht werden, zur Messung benutzt. Diese Methode ist robuster und kann auch am Handgelenk und am Finger verwendet werden.

Der arterielle Blutdruck ist von zahlreichen Bedingungen abhängig, u.a. von Alter, Körperbau und Trainingszustand, außerdem von Körperlage, Aktivität, Tageszeit, Nahrungsaufnahme und Rauchen. Deswegen lassen sich keine genauen Normwerte angeben. Ein Blutdruck von 120/80 mm Hg, d.h. systolisch 120 und diastolisch 80 mm Hg, ist als typisch anzusehen; extrem niedrige (hypotone) und extrem hohe (hypertone) Werte sind pathologisch und behandlungsbedürftig, doch muß u.a. die Situation der Messung genau berücksichtigt werden. Da einmalige Messungen mit hohen Werten u.U. irreführend sind, wird heute zur medizinischen Diagnostik und zur Kontrolle der medikamentösen Behandlung in der Regel ein ambulantes Monitoring über 24-Stunden unter Alltagsbedingungen (Arbeit, Freizeit, Nacht) durchgeführt. Chronisch erhöhter Blutdruck mit den Folgeschädigungen an Herz und Gefäßen ist eine der hauptsächlichen Todesursachen. Hypertonie ist eine "stumme" Krankheit; die Veränderungen des Blutdrucks sind subjektiv nicht wahrzunehmen.

Unter psychophysiologischer Perspektive ist es wichtig, eine durch emotionale Erregung oder mentale Beanspruchung verursachte Blutdruckerhöhung von einer metabolisch, d.h. durch körperliche Aktivität, verursachten Blutdruckerhöhung zu trennen. Bei Patienten mit essentieller (primärer) Hypertonie kann unter standardisierten Bedingungen die fortlaufende Registrierung des Finger-Blutdrucks, z.B. während eines psychosomatisch orientierten Interviews eingesetzt werden. Die psychophysiologische Symptom-Kontext-Analyse zeigt dann, welche Emotionen und Konflikte blutdrucksteigernd wirken.

Literatur

Schandry, R. (1988). Lehrbuch der Psychophysiologie (2. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.

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