Psychologielexikon

Mesmer

Franz Anton, 1734–1815, deutscher Arzt. Franz Mesmer zählt zu den Vorläufern der modernen dynamischen Psychiatrie und Psychotherapie. In der Nähe von Konstanz geboren, studierte er 1752 Theologie an der Theologischen Hochschule in Dillingen und 1754 an der Universität Ingolstadt. 1759 begann er in Wien das Jura- und anschließend das Medizinstudium. 1766 promovierte er mit einer Arbeit zum Einfluß der Planeten auf Krankheiten und eröffnete 1767 eine Privatpraxis. Bei der Therapie eines Fräulein Österlins entdeckte er um 1772 eine Kraft, ähnlich dem Magnetismus, die einen außerordentlichen Einfluß auf den menschlichen Körper habe. Er nannte diese Kraft “Magnetismus animalis”, den tierischen Magnetismus. Er entwickelte ein Heilverfahren, den Mesmerismus, bei dem die Patienten in einen tranceähnlichen Zustand versetzt wurden. Seine aufsehenerregenden Behandlungen trugen ihm die Mitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaft und große Popularität ein. 1778 ließ sich Mesmer in Paris nieder, wo sich 1785 die französische Regierung veranlaßt sah, seine Behandlungsmethode durch eine Untersuchungskommission aus Ärzten und Wissenschaftlern prüfen zu lassen. Diese kam zu dem Schluß, daß Mesmers Heilmethode unwissenschaftlich sei. Daraufhin verlor er sein Ansehen als Arzt.

Mesmer verstand sich selbst keineswegs als Mystiker, sondern als Naturwissenschaftler. Er ging davon aus, daß ein “Fluidum” das ganze Universum erfülle, Menschen, Erde und Himmelskörper miteinander und Menschen untereinander verbinde. Dieses Fluidum habe unterschiedliche Erscheinungsformen: Elektrizität, den physikalischen und den tierischen Magnetismus. Eine Krankheit sei eine Störung des Gleichgewichts des Fluidums im menschlichen Körper. Da sich das Fluidum kanalisieren, speichern und übertragen ließe, behandelte er auf dieser Grundlage einzeln und in Gruppen. Er setzte “magnetische Striche” und andere Berührungen ein und verwendete “magnetisiertes” Wasser, aus dem der heilende Magnetismus auf die Patienten strömen sollte. Auch wenn sich Mesmer selbst über das Wesen seiner Entdeckung im Irrtum befand, so ist er heute doch weitgehend rehabilitiert und seine Methode gilt als Wegbereiter der Hypnose. Spekulativ hatte er seinerzeit bereits Grundsätze der modernen Psychotherapie wie z.B. das “psychische Gleichgewicht” oder gruppentherapeutische Phänomene vorweggenommen.