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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Verliebtheit

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

ist eigentlich eine Fehlleistung wie das Vergessen, Verlieren usw. Wenn man in einen Menschen verliebt ist, hält man ihn für wertvoller als alle anderen; er wird zum einzigen, der überhaupt zählt. Aber man könnte kaum sagen, warum man ihn so auszeichnet. Das ist besonders auffällig bei der »Liebe auf den ersten Blick«, die wie ein Blitzschlag (»coup de foudre«) trifft. Der Verliebte glaubt dann, er sei dem Partner begegnet, den das Schicksal für ihn bestimmt hat. In Wahrheit hat man gerade dann eine Übertragung vollzogen, das heißt, man ist durch irgendeine Ähnlichkeit oder durch die Situation der Begegnung an eine frühe Liebeserfahrung erinnert worden, überträgt die alte Liebe auf den neuen Partner und erwartet eine Wiederholung des früheren Glücks. Man überschätzt die Ähnlichkeit, und diese Art von Verliebtheit kann nur dann zur Liebe werden, wenn man den neuen Partner so akzeptiert, wie er ist. Die Idealisierung, zu der Verliebte neigen, ist eine »Sexualüberschätzung«, die in bittere Enttäuschung umschlagen kann. Diese Verhimmelung liegt im allgemeinen Männern näher als Frauen. Für Frauen bestimmt weitgehend das Maß der Liebe, das ihnen entgegengebracht wird, die eigene Verliebtheit. Dieser Zustand ist wie ein Rausch. Der Liebende hat das Gefühl, mit dem geliebten Menschen zu einem einzigen Wesen verschmolzen zu sein. Die Grenzen seines Ich verschwimmen. Ihm ist, als sei er hypnotisiert. Der Vorgang des Verliebens kann zwar zwei Menschen füreinander fesseln; dies mag sogar seine Funktion sein. Aber ihm muß ein Prozeß folgen, in dem man sich von dem Imago löst, aus dem die erste Anziehung stammt, um einander zu erkennen und wirklich zum Paar zu werden.

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