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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Dereflexion

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Methode der Logotherapie, 1947 von V. Frankl in seiner "Psychotherapie in der Praxis" beschrieben. Die Dereflexion ist eine praktische Konsequenz von M. Schelers Emotionalitätslehre, wonach bestimmte Gefühle und Erlebnisse durch die Aufmerksamkeitszuwendung beeinträchtigt oder gar zerstört werden. Dereflexion ist bei (ängstlichen) Fixierungen der Aufmerksamkeit (Hyperreflexion) auf Erfolg, auf normalerweise unbeachtet ablaufende (vegetative) Funktionen oder bei forcierter Selbstbeobachtung indiziert (vorwiegend bei Schlaf- und Sexualstörungen sowie bei Ängsten).

In der Dereflexion wird die Aufmerksamkeit des Patienten von den "hyperreflektierten" Vorgängen abgezogen und auf Sinnmöglichkeiten hingelenkt, um beengende und neurotische bzw. neurotisierende Feedbackschleifen aufzubrechen. Es geht dabei weniger um eine Ablenkung, sondern primär um die Zuwendung zu lebenswerten Inhalten. Dereflexion soll nicht dazu verwendet werden, Probleme (z.B. innere Konflikte, Schuld) in Abrede zu stellen oder zu übergehen. Durch die Dereflexion soll die Person vielmehr aus der selbstschädigenden Selbstbeobachtung herauskommen und wieder zur Weltoffenheit finden. Sie ist ein Realisieren der menschlichen Fähigkeit zur Selbst-Transzendenz.

Literatur

Kühn R (1985). Freiraum durch Selbstdistanzierung. Zur religionsphilosophischen Grundlegung der "Dereflexion". In A. Längle (Hrsg), Wege zum Sinn. München/Zürich: Piper.


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