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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

korrespondierende Inferenz

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

theoretischer Ansatz, der sich mit der Frage befaßt, welche Disposition eines Akteurs aus den Effekten seiner Handlung erschlossen wird. Häufig wird die Handlung eines Akteurs durch eine Personenattribution erklärt (Attribution). So kann z.B. eine gute Leistung durch die große Fähigkeit der erfolgreichen Person plausibel gemacht werden. Jones und Davis (1965) befassen sich mit der Frage, welche Disposition eines Akteurs aus den Effekten seiner Handlung erschlossen wird. Dabei berücksichtigen sie, daß unterschiedliche Handlungsweisen z.T. identische Effekte nach sich ziehen. Wenn z.B. eine Person vor der Frage steht, ob sie Triathlon oder Volleyball ausüben soll, ist die sportliche Ertüchtigung ein Effekt, der beiden Tätigkeiten gemeinsam ist und der insofern zwischen ihnen nicht differenziert. Hingegen stellt das Ergebnis des Mannschaftssports, das mit Volleyball verbunden ist, aber nicht mit Triathlon, einen nicht-gemeinsamen Effekt dar. Wenn eine Person gezielt danach strebt, Volleyball zu spielen anstelle von Triathlon, und wenn keine anderen Unterschiede zwischen beiden Sportarten auftreten außer den beiden genannten, dann spricht das dafür, daß die Person Geselligkeit bevorzugt. Jones und Davis nennen verschiedene Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit es zu einer korrespondierenden Inferenz kommen kann, die beinhaltet, daß die Person mit ihrer Handlung identifiziert wird. Eine korrespondierende Inferenz ist also z.B. dann gegeben, wenn aus einer Aggression geschlossen wird, daß die Person, die die Handlung ausgeführt hat, aggressiv ist. Eine zentrale Voraussetzung ist die Freiheit der Wahl, bei deren Gegebenheit sichergestellt ist, daß die Handlung tatsächlich intendiert war (und nicht external hervorgerufen wurde). Eine weitere Voraussetzung ist die Vorhersehbarkeit der Effekte einer Handlung, da Effekte, die unvorhersehbar gewesen sind, auch nicht Anlaß zu einer Personenattribution geben. Schließlich wird angenommen, daß der Akteur die Fähigkeit besessen hat, den beobachteten Effekt auch tatsächlich zu erzielen.

Literatur

Jones, E. E. & Davis, K. E. (1965). From acts to dispositions: The attribution process in person perception. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology ( vol. 2, pp. 219-266). New York: Academic Press.


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