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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Korsakow-Syndrom

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Krankheitsbild, das zuerst vom russischen Neuropsychiater S. Korsakow im letzten Jahrhundert beschrieben wurde; er sah es als eine periphere Neuritis (Nervenentzündung) an, was sich aber bald als eine an bestimmte, umgrenzte Schäden des Zentralnervensystems gekoppelte, durch Fehlernährung (meist chronischen Alkoholismus) bedingte, Krankheit herausstellte, der eine charakteristische Symptomalogie zugrunde liegt, die schon 1901 von Bonhoeffer in dessen Monographie über "Die akuten Geisteskrankheiten der Gewohnheitstrinker" treffend beschrieben wurde. Bonhoeffer (1901) nannte als Kardinalsymptome der Korsakowschen Psychose Merkunfähigkeit, Erinnerungsdefekte, Desorientierung und die Tendenz zu Konfabulieren. Intelligenz und Kurzzeitgedächtnis sind weitgehend erhalten. Dennoch wurde auch schon früh vermerkt, daß das Korsakow-Syndrom meist auch mit Persönlichkeits-, Affekt- und Zeitwahrnehmungsstörungen einhergeht. Die sehr unterschiedlich erfolgreiche Behandlung erfolgt meist durch hochdosierte Gaben von Vitamin-B1 (Thiamin). Es wird manchmal zwischen Korsakowschem Symptomenkomplex oder Korsakow-Syndrom auf der einen Seite und der Korsakow-Psychose auf der anderen unterschieden. Hierbei stellt dann nur die Korsakow-Psychose den eigentlichen, von Korsakow gemeinten Krankheitszustand dar, während das Korsakow-Syndrom weitgefaßter gesehen wird ("amnestischer Symptomenkomplex") und lediglich die der Korsakow-Psychose ähnliche Symptomatologie kennzeichnen soll. Das Korsakow-Syndrom im engen Sinne (= als durch Alkoholabusus bedingt) stellt die chronische Form des Wernicke-Syndroms dar.

Literatur

Bonhoeffer, K. (1901). Die akuten Geisteskrankheiten der Gewohnheitstrinker. Jena: Fischer.

Victor, M., Adams, R. D. & Collins, G. H. (1989). The Wernicke-Korsakoff syndrome (2nd ed.). Oxford: Blackwell.


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