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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Menstruation

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

die monatliche Gebärmutterblutung der geschlechtsreifen Frau, mit der das unbefruchtete Ei ausgestoßen wird. Die Menarche, die erste Menstruation, tritt heute zwischen dem 12. und 13. Lebensjahr ein. Das Mädchen sollte auf diesen Vorgang, mit dem es »Frau« wird, unbedingt vorbereitet sein. In den Wechseljahren, zwischen 45 und 55, werden die Blutungen schwächer und versiegen endlich ganz (Menopause). Dann ist die Frau zwar nicht mehr fruchtbar, aber ihre sexuellen Bedürfnisse bleiben erhalten. Zwei Drittel aller Frauen haben vor und während der Monatsregel Beschwerden körperlicher und seelischer Art. Sie leiden unter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Herzklopfen; sie sind verstimmt, reizbar bis zur Unverträglichkeit oder besonders anlehnungsbedürftig. Das Ausmaß dieser Beschwerden richtet sich nach der Konstitution, dem Gesundheitszustand, den Lebensverhältnissen, der Liebeserfüllung in der Partnerschaft und danach, ob die Frau ihre Weiblichkeit bejaht oder eigentlich ablehnt. Gesundheitliche Störungen und starke seelische Beanspruchung können die Regel verlängern, verkürzen oder verschieben. Die sexuellen Triebkräfte werden vor, während und nach der Menstruation stärker. Aber seit uralten Zeiten wird dieser natürliche Vorgang als geheimnisvoll und verunreinigend angesehen. Man hat ihm eine gefährliche Zauberkraft zugeschrieben und ihn mit einem Tabu belegt. Noch der hygienisch begründete Widerwille, den die Monatsblutung bei vielen Männern und Frauen auslöst, ist durch die alten magischen Vorstellungen mitbedingt. Die Abwehr ist einmal in dem Blut begründet, das sadistische Tendenzen wecken könnte und deshalb die entgegengesetzten Hemmungen aktiviert. Die Regel erinnert aber auch an die Brunst, also an das animalische Erbe des Menschen. Überdies gelten ja die meisten Körperausscheidungen als »unrein«. Hinzu kommt die Entwertung der Geruchsreize, die mit dem ständigen Aufrechtgang, der »Erhebung« des Menschen über das Tier, zu tun hat. So kehrt sich die Intensivierung der weiblichen Begierde während der »kritischen Tage« oft in Sexualabwehr um, die bis zur vorübergehenden Frigidität führen kann. Die Reaktion des Mannes ist mitbestimmt dadurch, daß für ihn die Menstruation zu einem eindringlichen Beweis für die Besonderheit des Weibes wird, für ein Geheimnis, das ihn ebenso schrecken wie reizen kann.

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