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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Spinoza

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Baruch, 1632–1677, niederländischer Philosoph, latinisiert auch als Benedict(us) de Spinoza benannt, einer der bedeutendsten Vertreter des Pantheismus. Als Kind portugiesischer Juden, die nach Holland emigriert waren, erhielt er eine orthodoxe jüdische Ausbildung, wich jedoch bald von der Lehre des traditionellen Judentums ab und widmete sich der Philosophie. Wegen seiner abweichenden Ansichten wurde er 1656 aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen und aus Amsterdam verbannt. Während er als Broterwerb das Schleifen von optischen Linsen betrieb, verfaßte er seine ersten Werke, in denen er bereits die Grundzüge seines philosophischen Systems beschrieb. 1661 zog er nach Rijnsburg bei Leiden und drei Jahre später in die Nähe von Den Haag. Aufgrund der Beschränkungen, die der Philosophie durch die Theologie auferlegt waren und um die Unabhängigkeit seines Denkens zu wahren, schlug Spinoza einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Heidelberg aus, den ihm der pfälzische Kurfürst Karl Ludwig angeboten hatte. Ebenso lehnte er eine Pension ab, die ihm der französische König Ludwig XIV. unter der Bedingung anbot, daß er ihm eines seiner Bücher widmen sollte. Großen Einfluß auf Spinozas Denken übten die Schriften von Thomas Hobbes und die rationalistische Philosophie René Descartes aus. Er begründete eine pantheistische Lehre, dessen große Wirkung auf Philosophie und Dichtung allerdings erst ein Jahrhundert nach seinem Tod einsetzte und Philosophen und Dichter wie Leibniz, Lessing, Fichte, Herder, Schelling, Goethe u.a. inspirierte. Zu seinen Lebzeiten wurde Spinozas Lehre eines unpersönlichen Gottes von vielen seiner Zeitgenossen gar als eine Form des Atheismus´ aufgefaßt.

Nach Spinoza ist Gott eine unendliche, unteilbare Substanz mit unendlichen Attributen. Die Welt ist eine Selbstdarstellung Gottes, das Universum mit Gott, der durch sich und aus sich selbst geschaffenen Substanz aller Dinge, identisch. Von den unendlichen Attributen kann der menschliche Intellekt nur zwei erfassen: die “Ausdehnung” (die Welt der materiellen Objekte) und das “Denken” (das Immaterielle). Alle Dinge und Objekte sind Erscheinungsformen Gottes im Attribut der materiellen Ausdehnung, so wie sämtliche einzelne Ideen Erscheinungsformen Gottes im Attribut des Denkens darstellen. Das intuitive Wissen der Menschheit um Gott bildet die Quelle für die geistige Liebe zu Gott, die einen Teil der unendlichen Liebe darstellt, mit der Gott sich selbst liebt. Den cartesianischen Dualismus von Leib und Seele (Leib-Seele-Problem) versuchte Spinoza dadurch aufzuheben, daß er eine Identität von Geist und Körper postulierte, die sich entzweit, wenn sie einmal unter dem Attribut des Denkens (Geist), ein anderes Mal unter dem der Ausdehnung (Körper) betrachtet wird.


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