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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

unterschwellige Wahrnehmung

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

subliminale Wahrnehmung; die Verarbeitung und Nutzung von Information, die von ihrer Reizstärke her eigentlich zu schwach für eine bewußte Verarbeitung ist. 1) In einem engen Verständnis ist mit Unterschwelligkeit die Darbietung unterhalb der absoluten Reizschwelle gemeint. Neben dieser eigentlichen Bedeutung des Begriffs sind aber noch andere, weiter gefaßte Verstehensweisen verbreitet. 2) Reizdarbietungen, die zwar oberhalb der absoluten Reizschwelle liegen, bei denen aber eine Identifikation des Reizes aus anderen Gründen ausgeschlossen ist, etwa wenn der dargebotene Reiz von Maskierreizen umgeben ist. Sowohl nach der ersten als auch der zweiten Verstehensweise können Personen die unterschwellig dargebotenen Reize auch dann nicht wahrnehmen, wenn sie bewußt ihre Aufmerksamkeit darauf richten. 3) Dies gilt bei einer “beiläufigen Darbietung”. Die so dargebotenen Reize können einzeln jeweils sehr wohl bewußt wahrgenommen werden. “Unterschwellig” werden sie allenfalls dadurch, daß sie nicht beachtet werden. Die hierbei unterschrittene Schwelle wird weniger durch psychophysikalische Bedingungen, sondern eher durch kognitive Aufmerksamkeitsressourcen bestimmt (Aufmerksamkeit).

In der Psychologie ist bis heute strittig, ob unterschwellige Wahrnehmung überhaupt stattfindet. Die Unklarheiten beim Nachweis liegen unter anderem in dem Umstand, daß die absolute Reizschwelle intraindividuell variieren kann. Eine bewußte Reizaufnahme kann also bei Stimuli, die nur knapp unterschwellig dargeboten werden, nicht immer ausgeschlossen werden. Zusätzlich wird der Nachweis dadurch erschwert, daß Reizschwellen in der Regel nur unter starken Restriktionen gelten. So wird die Reizschwelle zur Wahrnehmung von kurzen visuellen Reizen (im populären Verständnis ist das der Prototyp einer unterschwelligen Darbietung) enorm von der Kontextbeleuchtung bestimmt. Wird die räumliche Umgebung heller oder dunkler, ändert sich die Reizschwelle, und was zuvor noch unterschwellig war, ist es nun vielleicht nicht mehr.

Die zur Zeit gebräuchlichste Methode zum Nachweis subliminaler Reizverarbeitung besteht darin, daß von den Probanden für einen bewußt verarbeiteten Reiz eine Reaktion verlangt wird, die der unterstellten Reaktion auf den unterschwellig verarbeiteten Reiz genau widerspricht. Dieses Verfahren trägt zumindest einigen der bekannten Einwände gegen unterschwellige Reizverarbeitung Rechnung.


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