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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Attributionsstil pessimistischer

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Attributionsstil, pessimistischer, beruht auf der Annahme der reformulierten Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Abramson, Seligman und Teasdale, wonach das Erleben von Hilflosigkeit bei negativen Ereignissen von der Attribution auf den drei Dimensionen internal-external, Stabilität (stabil-instabil) und Globalität (global-spezifisch) abhängig ist. Aus der Kombination der Attribution auf den drei Dimensionen ergeben sich unterschiedliche Attributionsmuster, wobei der pessimistische Attributionsstil durch die Tendenz gekennzeichnet ist, gewohnheitsmäßig negative Ereignisse internal, stabil und global zu erklären. In der Tab. sind die möglichen Attributionsmuster eines Mannes dargestellt, der von einer Frau als Partner zurückgewiesen wurde.

Der pessimistische Attributionsstil läge dann vor, wenn der Mann sich die Ablehnung mit seiner mangelnden Attraktivität für Frauen erklären würde, da diese Erklärung in seiner Person liegt (internal), ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist und sich auf alle Frauen bezieht (Globalität). Es hat zur Folge, daß auch in der Zukunft kein Erfolg erwartet wird, was mit Passivität einhergehen kann. So ist die Vorstellung, für Frauen unattraktiv zu sein, eine dauerhafte und globale Erklärung, die Mißerfolg erwarten läßt und zur Handlungsunfähigkeit führen kann. Die internale Attribution von negativen Ereignissen beeinträchtigt außerdem das Selbstwertgefühl. Wie die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen zeigen, ist der pessimistische Attributionsstil ein Risikofaktor für Depression (Seligman, 1992).

Literatur

Seligman, M. (1992). Pessimisten küßt man nicht. München: Knaur.

Attributionsstil-Fragebogen1Attributionsstil-Fragebogen, erfaßt unterschiedliche Attributionsstile. Die unterschiedlichen Stile lassen sich auf drei Dimensionen zurückführen, die als Gegensatzpaare dargestellt sind: Die Ursachen eines Ereignisses können entweder als innerhalb oder außerhalb der Person begründet (internal versus external), als andauernd oder vorübergehend (stabil versus instabil) und als für viele oder nur für eine Situation zutreffend (global versus spezifisch) angesehen werden. Zur Messung des Attributionsstils liegt im amerikanischen Sprachraum der Attributional Style Questionnaire vor; inzwischen gibt es auch eine deutsche Version von Stiensmeyer u.a.: 16 Situationen werden vorgegeben, von denen die eine Hälfte positive und die andere negative Ereignisse beinhaltet, die jeweils zur Hälfte aus dem sozialen Bereich und dem Leistungsbereich stammen. Ein Beispiel für ein positives Ereignis im sozialen Bereich lautet: "Ihr Partner geht liebevoller mit Ihnen um als früher." Die Instruktion lautet, zu jedem Ereignis zunächst die Hauptursache als freie Formulierung zu benennen. Es folgen vier Rating-Skalen, auf denen die Internalität, Stabilität und Globalität der Ursachen des Ereignisses sowie dessen allgemeine Wichtigkeit eingeschätzt werden sollen. Die Items sind so gepolt, daß hohe Werte einer internalen, stabilen und globalen Attribution entsprechen. Der auf diese Weise ermittelte Attributionsstil wird mit affektiven Störungen in Verbindung gebracht: Psychisch Gesunde attribuieren bei positiven Ereignissen internal, stabil und global und bei negativen external, instabil und spezifisch, während Depressive das umgekehrte Muster aufweisen. Ungünstige Attributionsstile sind Gegenstand von Attributionstherapien.

Literatur

Stiensmeyer, J., Kammer, D., Pelster, A. & Niketta, R. (1985). Attributionsstil und Bewertung als Risikofaktoren der depressiven Reaktion. Diagnostica, 31, 4, 300-311.

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