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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Muster

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

nach amerikanischer Manier auch »Pattern«, ein gleichbleibendes Schema des Verhaltens. Solche Muster sind zum Teil gesellschaftlich bedingt; dann gehören sie zum Bild der Rolle, die man mit dem Verhalten eines Vaters, eines Arztes, eines Verbrechers, einer Mutter, einer Sekretärin, einer Dirne verbindet. Ähnlich steht es mit dem Muster, das für Feste oder etwa für die Trauer gilt. Solche unausgesprochenen Verhaltensvorschriften werden allmählich zu Klischees, nach deren ursprünglichem Sinn man nicht mehr fragt, und an die man sich nur hält, eben weil sie erwartet werden. Ihnen zu folgen, ist einfach bequemer, als einen Ausdruck für die besonderen eigenen Empfindungen zu suchen, den die anderen zudem mißverstehen könnten. Andererseits hat jeder Mensch seine persönlichen Muster. Das beginnt mit dem Schema-Ablauf täglicher Verrichtungen, die durch eine solche fast schon automatische Gewohnheit erleichtert werden. Tiefer begründet sind etwa die »Schlaf -Zeremonien«, also die Verrichtungen und Einstellungen, die beinahe jeder auf seine Weise nötig hat, um sich vom Tage zu lösen und in den Schlaf hinein zu entspannen. Der Einzelne weiß zwar nicht, warum er das Kopfkissen gerade so hinlegen oder die Bettdecke gerade so einschlagen muß, aber jede dieser Bedingungen ließe sich aus frühen Erfahrungen oder als Symbol aufschließen. Schwerwiegend sind Muster, nach denen ein Mann immer wieder sich zu Frauen verhält, oder eine Frau zu Männern; nach denen jemand immer wieder an bestimmte Aufgaben herangeht – und an ihnen scheitert oder sie löst –; und ähnliche Folgen eines Wiederholungszwanges. In diesen oft lebensentscheidenden Bereichen wird endgültig klar, daß Lebensmuster Ausdruck des Charakters, der tiefen Erfahrung, der Beziehung zu den Mitmenschen und zum Schicksal sein können. Mut, die Bereitschaft, sich auf eine Gefahr einzulassen. Gewissen Risiken kann man nicht dauernd durch Flucht entgehen, und aus manchen Beengungen kommt man nur heraus, wenn man etwas wagt. Dann steht man vor der Wahl: »Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.« Aber Mut ist eigentlich nur die Kühnheit trotz der Erkenntnis der realen Gefahr. Viele Menschen, die man für Helden hält, waren es nur, weil sie keine Einsichten in die Gefahr hatten. Auch dem »Mut der Verzweiflung«, der aus einer Situation entsteht, in der dem Betroffenen eigentlich alles egal ist, fehlt die Erwägung zwischen Chance und Risiko. Der echte Mut will etwas erreichen, was den Einsatz wert ist. Im Extrem kommt er aus der Überzeugung, daß es Ziele gibt, die noch wichtiger sind als das eigene Leben. Dahinter steht ken. An den Fehlleistungen etwa zeigt sich das Gegeneinander bewußter und unbewußter Motive, die sich so hemmen, daß sich daraus etwas scheinbar Unsinniges ergibt. Erst aus dem Widerspiel zwischen den eigentlich bewegenden Kräften, den Trieben, und den Hemmungen ergeben sich die sogenannten Komplexe. Ihr Sinn läßt sich aus den offenkundigen Motiven allein nicht entschlüsseln (vgl. auch Metapsychologie). Das heißt aber nicht, daß es menschliche Handlungen gäbe, die ohne Motiv sind, auch wenn es sich bis zur Unkenntlichkeit versteckt haben mag.

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