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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Gestalttendenzen

Autor
Autor:
Werner Eberlein

beruhen auf der Wirkung von Gestaltgesetzen, wie sie vor allem innerhalb der Gestalttheorie von Wertheimer, Koffka und Köhler erarbeitet, untersucht und formuliert worden sind. Gestalttendenzen sind Organisationsprinzipien der menschlichen Wahrnehmung. Sie wurden von den genannten Theoretikern als Ausdruck von Naturgesetzen verstanden: die Wirkung von Prägnanz in der Ordnung von Wahrnehmungsgebilden, insbesondere Figur und Grund als die grundlegende Gliederung in der menschlichen Wahrnehmung. "Die gegebenen Elemente schließen sich stets so zusammen, daß möglichst einfache, einheitliche, ... geschlossene, auf die Dauer möglichst feste ..., ferner möglichst symmetrische, gleichgewichtige, ebenbreite, konzentrische ..., endlich möglichst vollständige und untereinander gleichartige Ganzgebilde entstehen" (Metzger, 1963). An Punktmustern und Strichzeichnungen hat Wertheimer gezeigt, daß

- benachbarte Linien sich zu Paaren zusammenschließen,

- eine gleichartige Linienführung die jeweils bessere Fortsetzung bevorzugt

- die jeweils geordnetere Konfiguration in der Wahrnehmung bevorzugt wird,

- die geringere Komplexität eines Gebildes sich durchsetzt und

- darauf auch die bevorzugte Dreidimensionalität (z.B. bei einem Würfelbild in der Ebene) beruhen kann.

Hinter diesen Tendenzen steht die von Köhler entwickelte Vorstellung, daß Gestalttendenzen auf universellen Naturgesetzen beruhen, die auch die Arbeit des Nervensystems bestimmen. Isomorph sollen die Strukturbildungen im Nervensystem mit der Wahrnehmung sein, und dies auf einem "psychophysischen Niveau", in dem diese Korrespondenz gegeben ist (Isomorphieprinzip) Nach neueren psychophysiologischen Forschungen wird diese Theorie so keinen Bestand haben. Aber die von den Gestaltpsychologen untersuchten Phänomene, wie sie insbesondere in den Gestaltgesetzen ihren Ausdruck gefunden haben, bleiben eine langfristig wirksame Herausforderung an jede Theorie der menschlichen Wahrnehmung.

Literatur

Metzger W. (1963) Psychologie (3. Aufl.). Darmstadt: Steinkopff.


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