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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Narkolepsie

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

im Volksmund Schlafsucht genannt, eine relativ seltene Hypersomnie. Ihre Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung wird auf 0.03 bis 0.16 % geschätzt. Die Erkrankung tritt bei Männern und Frauen gleich häufig auf und beginnt meist im 2. Lebensjahrzehnt. Die Narkolepsie ist durch folgende Symptome gekennzeichnet: 1) imperative Einschlafattacken und/oder kontinuierliches Müdigkeitsgefühl; 2) kataplektische Attacken, 3) hypnagoge Halluzinationen, 4) Schlafparalyse, 5) automatisches Verhalten, 6) nächtliche Schlafstörungen mit häufigem Erwachen (Schlaf). Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine schwerwiegende und lebenslange Erkrankung, deren Symptome durch die Behandlung nur gelindert werden können. Bei den Symptomen wie Kataplexie, Schlafparalyse und hypnagoge Halluzinationen handelt es sich um die Folge einer Desinhibition des REM-Schlafs (Traum) während des Tages: D.h. die Patienten erleben Teilaspekte des REM-Schlafes ohne vorher andere Schlafstadion zu durchlaufen, oftmals ohne Vorwarnung während des Tages. Bei der Narkolepsie liegt mit Sicherheit eine genetische Mitverursachung vor. Im Rahmen der Diagnostik einer Narkolepsie sind polysomnographische Untersuchungen im Schlaflabor und ein sogenannter multipler Schlaflatenztest indiziert. Typischerweise zeigen Patienten mit Narkolepsie sofort mit dem Einschlafen das Auftreten von REM-Schlaf, sogenannte Einschlaf-REM-Perioden (sleep onset-REM). In der Behandlung der Narkolepsie auf medikamentöser Ebene bewährt haben sich klassische trizyklische Antidepressiva oder auch die sogenannten Monoaminoxidase-Hemmer, die eine massive Unterdrückung des REM-Schlafes bewirken. Damit kommt es zu einer deutlichen Abnahme der Symptome wie Kataplexie, Schlafparalyse und hypnagogen Halluzinationen. Zusätzlich können stimulierende Substanzen aus dem Bereich der Amphetamine eingesetzt werden, um die Tagesmüdigkeit der Patienten zu bessern. Darüber hinaus ist in jedem Fall eine ausführliche psychosoziale Betreuung indiziert, um den Patienten Bewältigungsmöglichkeiten dieser chronischen und schweren Hypersomnieform zu vermitteln.


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