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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Pubertätsmagersucht

Autor
Autor:
Werner Eberlein

auch: Anorexia nervosa, gehört zusammen mit Bulimia nervosa zu den Eßstörungen. Die Pubertätsmagersucht ist in erster Linie durch einen absichtlichen Gewichtsverlust charakterisiert. Der Gewichtsverlust wird durch verschiedene Maßnahmen wie z. B. übermäßige körperliche Aktivität, Mißbrauch von Laxantien oder Diuretika, einseitige Diäten oder extremes Fasten herbeigeführt. Dabei wird ein Gewicht erreicht, das mindestens 15% unterhalb des altersbezogenen Normalgewichts liegt. Das eigene Selbstwertgefühl wird in erster Linie über das Körpergewicht definiert, das bestehende Untergewicht meist geleugnet. Gewichtszunahmen sind mit massiver Angst verbunden (Gewichtsphobie). Infolge der Magersucht kann es zur Amenorrhoe (=Ausbleiben des Menstruationszyklus) kommen, oder es treten pubertätsbedingte Körperveränderungen überhaupt nicht ein.

Diagnostisch wird differenziert, ob es sich um eine restriktive oder bulimische (= begleitet von “Freßattacken, die von massiven Gegenregulationsmaßnahmen gefolgt werden) Anorexia nervosa handelt. Pubertätsmagersucht tritt vor allem bei Mädchen und jungen Frauen auf; Jungen und Männer sind nur sehr selten vertreten (etwa im Verhältnis 12 : 1). Die Prävalenz wird auf 1 bis 3% in den besonders gefährdeten Gruppen geschätzt. Der erstmalige Krankheitsausbruch liegt im Durchschnitt bei 12 Jahren, wobei in den letzten Jahren eine zunehmende “Verjüngung” des Erstmanifestationsalters berichtet wurde. Diäten gelten als Eintrittskarte für die Entwicklung einer Eßstörung und sind bei nahezu allen Mädchen und jungen Frauen zu beobachten.

Therapeutisch wird in erster Linie ein “zweigleisiges” Vorgehen angewandt: Zuerst wird versucht, das Eßverhalten und das Körpergewicht zu normalisieren, um dann im folgenden dysfunktionale Kognitionen und psychosoziale Belastungen zu bearbeiten (Klinische Kinder- und Jugendpsychologie).

Literatur

Fichter, M. & Warschburger, P. (1999). Eßstörungen. In F. Petermann (Hrsg.), Klinische Kinderpsychologie. Göttingen: Hogrefe.


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