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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Entwicklung

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

die Ausgestaltung der Anlagen im Laufe des Lebens. Wie eine Pflanze gute Erde, vielleicht sogar Dünger, im rechten Maß Regen und Sonnenschein, Schutz vor Unwetter und vor Feinden braucht, damit sie sich nach ihren besten Möglichkeiten entwickelt, so hängt es auch beim Menschen von den Bedingungen seines Lebens ab, was aus seinen Anlagen wird. Wie die Pflanze vom Gärtner zu einer anderen Entwicklung genötigt werden kann, als sie von Natur aus vor sich ginge, so wird die Entwicklung des Menschen unter den Bedingungen der Kultur durch Erziehung, Tradition und Moral gleichsam künstlich beeinflußt. Darüber hinaus aber handelt es sich beim Menschen um die Entwicklung verschiedener Anlagen. Einige von ihnen werden von der Umweltbegünstigt oder sogar herausgefordert, andere behindert oder sogar unterdrückt. Bis zu einem gewissen Grade stehen sie im Widerstreit zueinander, und je nach der Stärke, die jede von ihnen ursprünglich gehabt oder durch die Entwicklung gewonnen hat, bekämpfen oder bestärken sie einander. Die heftigsten Entwicklungsschübe gibt es während der ersten vier oder fünf Lebensjahre und im Verlauf der Pubertät bis hinein in die Adoleszenz. Den stärksten Einfluß auf die Entwicklung kann die Erziehung in der sogenannten Latenz ausüben, der Periode zwischen früher Kindheit und Beginn der Pubertät, in der die sexuellen Triebkräfte nur gedämpft auftreten.Sehr weiter Begriff, der für Veränderungen in Lebewesen, Gesellschaften, kulturellen Bereichen (Kunst-Entwicklung), aber auch materiellen Gegebenheiten (Entwicklung der Gebirge, des Weltalls) gebraucht wird. Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich mit den Vorgängen bei der seelischen Entwicklung des Menschen vom Kind zum Erwachsenen und zum Greisenalter, wobei als große Entwicklungs-Schrittmacher Wachstum und Lernen gelten können (Erbe/Umwelt-Problem). Man kann Entwicklung im Längsschnitt untersuchen (indem man etwa eine Gruppe von Dreijährigen bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr immer wieder mit bestimmten Tests prüft), oder im Querschnitt (indem man eine Gruppe Dreijähriger zum Beispiel mit einer Gruppe Sechsjähriger vergleicht). Endlich kann man auch versuchen, die Folgen von Kindheitssituationen aus den Berichten Erwachsener zu rekonstruieren (Psychoanalyse). Einige Forschungsberichte: Intelligenzentwicklung. Aus Querschnittsuntersuchungen ergab sich zunächst das Bild, daß die Intelligenz sich bis zum Ende des zweiten Lebensjahrzehnts rasch entwickelt und dann allmählich wieder abnimmt. Heute haben Längsschnittuntersuchungen dieses Bild berichtigt. Mit zunehmendem Alter verändert sich die Intelligenz. Geschwindigkcitsleistungen lassen nach, in anderen Bereichen wird ein Wachstum bis zum hohen Alter deutlich.

Soziale Entwicklung (Sozialisation). Die kulturellen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Normen werden schon sehr früh übernommen, aber im Jugendalter (zwischen 15 und 25 Jahren) noch einmal überprüft und verändert, wobei sich der Jugendliche stark an der Gruppe seiner Altersgenossen orientiert. Die gesellschaftlichen Vorschriften werden durch nachahmendes Lernen erworben, wobei die kindlichen Bezugspersonen in ihren verbietenden und bestätigenden

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