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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lernen

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

der Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten oder Verhaltensweisen. Die wichtigste Methode ist wohl das Lernen durch »Versuch und Irrtum«, das heißt, eine Erprobung bestimmter Handlungen, die wiederholt werden, wenn sie zum Erfolg geführt haben, oder die unterlassen bzw. abgeändert werden, wenn das Ziel nicht erreicht wurde oder sogar ein Schaden eingetreten ist. Diese Art des Lernens vermischt sich oft mit der Methode der Nachahmung. Aber wenn ein Kind tut, was es Erwachsene tun sieht, folgt es dabei nicht nur dem Beispiel Erfahreneren, sondern es nimmt zugleich ein Verhalten an, das ihm Anerkennung und Liebe einzubringen verspricht. Umgekehrt fürchtet es Liebesentzug oder Strafe, wenn es sich nicht »richtig« verhält. Ähnlich geht es in größeren Gemeinschaften darum, sich durch Anpassung an ihr Beispiel deren Schutz zu sichern, oder aber mit einer Abweichung die Verstoßung zu riskieren. Dies ist im wesentlichen das Prinzip des »sozialen Lernens«. Sowohl die Methode von »Versuch und Irrtum« als auch das Lernen am Beispiel der anderen, deren Zuwendung man sucht, oder deren Abwendung und Gegnerschaft man fürchtet, werden letzten Endes vom Lustprinzip gesteuert: man will Befriedigung erreichen und Unlust vermeiden. Das Realitätsprinzip, also das Bemühen, die Wirklichkeit zu erkennen und sie so besser zu meistern, gewinnt Oberhand erst mit dem planmäßigen Lernen. Es geschieht oft durch Übung: Bestimmte Handlungen werden so oft wiederholt, bis sie gleichsam von selbst ablaufen, sodaß man sich dann auch an schwierigen Verrichtungen versuchen kann, die nach einer neuen Reihe von Wiederholungen ebenso zur Gewohnheit werden können. Einzelkenntnisse werden ähnlich erworben: Beispiele dafür sind das »Pauken« von Daten, Namen oder Fremdsprachen-Vokabeln in der Schule. Die Schwierigkeiten dieses Lernens beginnen dort, wo sich entweder kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Lerninhalten herstellen läßt, oder wo sich keine gefühlsgemäße Beziehung zu ihnen ergibt. Man behält am besten, was sich in einer Kette von Assoziationen einreihen läßt, oder was neben dem sachlichen Gehalt auch irgendeine seelische Bedeutung hat. Lernschwierigkeiten von Schulkindern gehen oft darauf zurück, daß ihnen nicht einsichtig gemacht wird, was der Lehrstoff sie eigentlich angehen soll, oder gar darauf, daß sie das Pensum ablehnen, weil sie den Lehrer ablehnen. Dann hilft es wenig, wenn sie bewußt lernen wollen, solange sich ihr Unbewußtes dagegen sträubt. Bei vielen Erwachsenen läßt sich noch Jahrzehnte nach dem Schulabschluß eine stark gefühlsbetonte Ablehnung gewisser Bereiche (Mathematik, klassische Literatur, Turnen oder was immer) feststellen, die auf die lieblosen oder gar liebesfeindlichen Drillmethoden ihrer einstigen Lehrer zurückgeht. Umgekehrt kann man bei der Liebe zu einem erlernten Beruf fast sicher sein, daß sie von verehrten Vorbildern eingepflanzt worden ist. Die wohl höchste Form des Lernens beruht auf Erfahrung. Sie setzt eine Offenheit für neue Erprobungen und eine Freiheit von Vorurteilen voraus. Sie erfordert den immer neuen Versuch, die Einzelerkenntnisse in einen Zusammenhang zu bringen. Sie ist abhängig von einer wachsenden Einsicht in die eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Nur wer sich selbst kennt, vermag zu unterscheiden zwischen dem, was er tatsächlich aus der Außenwelt wahrnimmt, und dem, was er in sie kraft seiner Wünsche und Ängste hineinsieht.Verhaltcnsändcrungen, die relativ dauerhaft sind und auf Erfahrung beruhen, bezeichnet man als Lernen. Die Lernfähigkeit ist ein wesentliches Merkmal der lebenden Organismen. Bei den höheren Wirbeltieren ist sie am stärksten ausgeprägt und unter diesen wiederum besonders beim Menschen. Es gibt wahrscheinlich kein Teilstück menschlichen Verhaltens, das nicht durch Lernen verändert werden kann. Andererseits ist Lernen kein beliebiges Geschehen: nicht alles kann gelernt werden, und was gelernt wird, bestimmen sehr häufig innere Mechanismen (Trieb, Instinkt, Motiv), die ererbt sind.

Als einfache Lernvorgänge kann man den bedingten Reflex und das Konditionieren auffassen; mit ihnen verwandt ist das Lernen durch Versuch und Irrtum. Sperrt man eine Ratte in einen «Problemkäfig», der sich nur durch den Druck auf einen schwer zu findenden Hebel öffnet, dann kann das Tier ihn in der Regel nach einer langen Reihe vergeblicher Zufallsbewegungen öffnen. Der erfolgreiche Versuch wird immer rascher gelingen, weil die Irrtümer nicht verstärkt (Bekräftigung) werden; so ist problemlösendes Verhalten auch ohne Einsicht möglich.

Für die menschliche Sozialisation wichtig ist das beiläufige Lernen. Im Gegensatz zum zielgerichteten, als solches beabsichtigten Lernen werden hier Inhalte aufgenommen, ohne daß es bewußt gewollt wird. Im Alltag ist diese Form des Lernens weiter verbreitet als das zielgerichtete Lernen; es baut einen großen Teil der jeder Kultur eigenen «Selbstverständlichkeiten» auf.


Pädagogische Interaktion oder unmittelbare Erfahrung: In der Umgangssprache wird der Begriff des Lernens besonders im Zusammenhang mit der Schule gebraucht. Dort lernt man Schreiben, Lesen, Rechnen, erwirbt erdkundliches und geschichtliches Wissen usw. Auch der Erwerb bestimmter sozialer Umgangsformen wird in diesem Verständnis gelernt. Im Mittelpunkt dieser Auffassung von Lernen steht die pädagogische Situation. Prototypen sind der vom Lehrer organisierte Unterricht und die erziehenden Eltern. Der psychologische Lernbegriff ist wesentlich weiter gefaßt. Hier sprechen wir auch vom Lernen von Angst und Sicherheit, vom Erwerb von Vorlieben und Abneigungen, der Ausbildung von Gewohnheiten, der Befähigung zu planvollem Handeln und problemlösendem Denken. Ein solches Lernen findet im Alltag außerordentlich häufig statt. Gemeinsames Merkmal aller Lernprozesse ist die (unmittelbare oder sozial vermittelte) Erfahrungsbildung. Von Lernprozessen abzuheben sind die weitgehend durch Vererbung festgelegten und im Verlauf der Reifung auftretenden Verhaltensmöglichkeiten (z. B. die motorische Entwicklung im ersten Lebensjahr, u. a. das fälschlicherweise sog. Gehenlernen).

Außensteuerung und Innensteuerung: Menschliche Aktivität kann als abhängig von Faktoren in der Person und in der Umwelt angesehen werden. Der Zusammenhang zwischen Person und Umwelt ist am besten als Interaktion (Wechselwirkung) aufzufassen. Das Gewicht der beiden Faktoren kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Menschliche Aktivität kann sich entweder mehr auf Anpassung an die Umwelt oder mehr auf aktive Gestaltung der Umwelt beziehen. Im ersteren Fall wird das Verhalten in starkem Maße durch Umweltreize kontrolliert. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der Außensteuerung des Verhaltens. Im zweiten Fall geht die Aktivität schwerpunktmäßig von der Person aus. Beim kognitiven Lernen und Handeln sprechen wir deshalb von Innensteuerung. Es erscheint vorteilhaft, im Zusammenhang mit Lernen nicht mehr von Anpassung, sondern von Auseinandersetzung mit der Umwelt zu sprechen. Im Zuge dieser mehr außen- oder mehr innengesteuerten Auseinandersetzung mit der Umwelt kommt es zur Bildung von Erfahrungen, die in der Zukunft neue Aktivitäten beeinflussen. Dies ist das wesentlichste Merkmal des Lernens.

Lernen ist dispositionell: Der Prozeß des Lernens führt zu dem Produkt des Neuerwerbs oder Veränderung psychischer Dispositionen, d. h. zur Bereitschaft und Fähigkeit, bestimmte seelische oder körperliche Leistungen zu erbringen. Manchmal spricht man in diesem Zusammenhang auch von Erwerb eines "Verhaltenspotentials". Lernen ist durch relativ überdauernde Veränderung im Organismus gekennzeichnet, während die Leistung (Performanz) von momentanen Bedingungen (z.B. Motivation, Ermüdung) abhängt. Das eigentliche Lernen besteht also im Erwerb von Dispositionen, d. h. von Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten. Der psychologische Begriff des Lernens schließt nicht nur das durch Unterricht absichtlich und planvoll organisierte Lernen ein. Lernen ist auf keinen Entwicklungsabschnitt beschränkt. Sowohl der Säugling als auch der alte Mensch verändern laufend ihren Erfahrungsschatz. Lernen meint nicht nur den Erwerb einzelner, isolierter Dispositionen, sondern auch Aufbau einer komplexen Persönlichkeit durch Aneignung der menschlichen Kultur in einem individuellen Lebensweg.



Grundformen des Lernens

Nach fast 100 Jahren moderner Lernforschung - von der russischen Reflexologie und dem amerikanischen Behaviorismus über die sog. Kognitive Wende in der Psychologie bis zu den Handlungstheorien - besteht keine Einigkeit darüber, wie viele Unterkategorien von Lernprozessen man sinnvollerweise annehmen soll. Im folgenden gehen wir von vier Grundformen des Lernens aus .

1) Das Reiz-Reaktions-Lernen: Etwa um die Jahrhundertwende untersuchte der russische Physiologe Iwan Petrowitsch Pawlow die psychische Erregung der Speichel- und Magendrüsen (Klassische Konditionierung). Die Beobachtung, daß bei hungrigen Tieren oder Menschen bereits beim Anblick von Nahrung oder sogar bei der Vorstellung von Speisen Speichel zu fließen beginnt, wurde zum Ausgangspunkt zahlreicher Lernexperimente .

Manche Reize lösen angeborenermaßen ein Antwortverhalten aus. Solche Reize nennt man unbedingte (ungelernte) Reize und das Antwortverhalten wird als unbedingte Reaktion bezeichnet. Tritt ein neutraler Reiz (der später bedingte Reiz) hinzu, kann es zu einer Reizsubstitution (Reizersetzung) kommen. Der neue Reiz löst die gleiche oder eine sehr ähnliche (bedingte) Reaktion aus wie der ursprüngliche Stimulus. Dies ist dann eine gelernte Reiz-Reaktions-Verbindung .

Die Gedankengänge der russischen Reflexologen (Pawlow, Setschenow) wurden in Amerika bald von den Behavioristen um Watson aufgegriffen (Behaviorismus). Das Reiz-Reaktions-Lernen (weitere Bezeichnungen: Klassisches Konditionieren oder Bedingen, Signal-Lernen, reaktives Lernen) wird ursprünglich streng bewußtseinsunabhängig als Verknüpfung von Reiz und Reaktion erklärt. Unter pädagogischen Gesichtspunkten ist die Auslösung einer emotional-motivationalen Reaktion (z. B. Angst, Attraktivität) bedeutsamer als die Auslösung von Reflex-Reaktionen (Aktivierung von Muskeln oder Drüsen). Das Modell des Reiz-Reaktions-Lernens spielt eine bedeutende Rolle in behavioristisch orientierten Theorien der Angst, in der Verhaltenstherapie, in anreiztheoretischen Auffassungen von Motivation, in der Werbepsychologie.

2) Das instrumentelle Lernen: Nachdem Thorndike mit dem "Lernen am Erfolg" das Prinzip der Verstärkungstheorien entdeckt hatte, beschreibt Skinner etwa ab 1930 die operante Konditionierung, die heute instrumentelles Lernen genannt wird. Beim instrumentellen Lernen entscheiden die Konsequenzen, die dem Verhalten folgen, über dessen zukünftiges Auftreten .

Von instrumentellem Verhalten (IV) sprechen wir, weil das Verhalten das Instrument oder Mittel ist, das die entsprechende Konsequenz hervorruft. In der Regel wird erst durch häufig wiederkehrende, gleichförmige Konsequenzen allmählich ein stabiles IV gelernt. Nach der Art der Konsequenzen unterscheiden wir vier Formen des instrumentellen Lernens: a) positive Verstärkung: Dem Verhalten folgt ein positives Ereignis. b) negative Verstärkung: Dem Verhalten folgt das Verschwinden eines aversiven (unangenehmen) Ereignisses. c) Bestrafung: Dem Verhalten folgt ein unangenehmes Ereignis. d) Löschung: Dem Verhalten folgt weder ein angenehmes noch ein unangenehmes Ereignis. Positive und negative Verstärkung führen zum Aufbau eines Verhaltens, Bestrafung und Löschung zum Abbau eines Verhaltens .

Die Tatsache, daß beim instrumentellen Lernen Außenreize ausschlaggebend sind, wird als Verhaltenskontrolle bezeichnet. Instrumentelles Lernen ist motivationsabhängig. Die Konsequenzen eines Verhaltens führen nur dann zum Auf- oder Abbau dieses Verhaltens, wenn sie einem bestimmten Motiv entsprechen. Instrumentelles Lernen ist situationsabhängig. Der Lernprozeß findet unter bestimmten situativen Bedingungen statt, und das Verhalten wird später nur in ähnlichen Situationen gezeigt. Das instrumentelle Lernen führt zu einem gewohnheitsmäßigen Verhalten. Es ist motiviert und zielgerichtet, aber eng an bestimmte Situationen gebunden und erscheint deswegen relativ starr. Im Gegensatz dazu ist das planvolle Handeln durch Flexibilität gekennzeichnet und kann in neuartigen Situationen angewandt werden.

3) Kognitives Lernen: Unter Kognitionen versteht man jene Vorgänge, durch die ein Organismus Kenntnis von seiner Umwelt erlangt. Im menschlichen Bereich sind dies besonders: Wahrnehmung, Vorstellung, Denken, Urteilen , Sprache. Man könnte auch sagen: Durch Kognition wird Wissen erworben. Kognitive Prozesse lassen sich von emotionalen (gefühlsmäßigen) und motivationalen (aktivierenden) unterscheiden. Diese Trennung ist jedoch weitgehend eine analytische. In der Regel sind auf Erkenntnis bezogene (= kognitive) Prozesse eng mit emotionalen und motivationalen verbunden. Durch kognitive Prozesse werden kognitive Strukturen (Wissensstrukturen) aufgebaut. Begriffsbildung und Wissenserwerb sind zentrale Bestandteile der Kognitionspsychologie. Es findet häufig kein völliges Neulernen, sondern ein Umlernen statt. Hierbei handelt es sich um aktive, subjektive Strukturierungsprozesse. Kognitive Strukturen sind kein Abbild der Umwelt. Sie sind mentale (geistige) Konstruktionen.

a) Begriffsbildung: Man unterscheidet zwei Hauptklassen von Begriffen: die Eigenschaftsbegriffe (Kategorien) und die Erklärungsbegriffe (Theorien). Bei den Eigenschaftsbegriffen gibt es zwei Auffassungen: die klassische Theorie und die Prototypentheorie. Nach der klassischen Theorie ist der Inhalt des Begriffs seine logische Struktur (die Kombination der kritischen Attribute), nach der Prototypentheorie wird der Begriff durch einen Prototyp (idealer Vertreter) repräsentiert (s. Beispiel in Abb. 6).

Begriffsbildung ist ein aktiver Vorgang. Begriffe sind nicht nur eine abstrahierte Abbildung der Realität. Begriffe sind Strukturen unseres Denkens. Dies ist auch der Grund für die oft zu beobachtende Willkürlichkeit und Subjektivität der Begriffsbildung.

b) Wissenserwerb: Es gibt unterschiedliche Konzepte von Wissen. Meine Auffassung von Sachwissen läßt sich unter neun Gesichtspunkten darstellen.

- Begriffsbildung: Fein- oder Grobstrukturierung

- Assimilation: sinnvoll (Gegenteil: mechanisch)

- Repräsentation: aussagenartig, analog, handlungsmäßig

- Vernetztheit propositionale und semantische Netze

- Art der Erfahrung: unmittelbar oder sozial vermittelt

- Verwendungszweck: Alltag oder Experte

- Bewußtheit: analytisch oder intuitiv

- Ausmaß der Lenkung: Selbststeuerung oder rezeptiv

- Motivation: Kognitionen verbunden mit Motivation.

Der ausschlaggebende Gesichtspunkt beim Lernen größerer Wissensgebiete ist die Vernetztheit (vgl. Abb. 1: Dies ist ein "Netzwerk lernpsychologischer Grundbegriffe"). Hierbei sind sowohl das ganze System, wie auch die einzelnen Elemente in einem für die Adressaten optimalen Ausmaß an Differenzierung zu strukturieren. Ein isoliertes, lexikalisches Wissen ist in dieser Sichtweise absolut unbefriedigend.



Handeln und Problemlösen

Modell-Lernen: Es gibt verschiedene Theorien des Modell-Lernens, deren wichtigste heute die sozial-kognitive Theorie von Bandura ist. Diese Auffassung ist dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Anregung des Verhaltens durch ein Modell und der Ausführung des Verhaltens durch den Beobachter kognitive Prozesse angenommen werden. Die Theorie des Modell-Lernens kann als Vorläufer der Handlungstheorien aufgefaßt werden.

Planvolles Handeln: Bei Begriffsbildung und Wissenserwerb wurden vorwiegend (statische) Strukturen beschrieben, während Handeln und Problemlösen als (dynamische) Prozesse aufzufassen sind. Bei der Willenshandlung (Gollwitzer) lassen sich zwei Schwerpunkte unterscheiden: die Entscheidung und die Handlungsregulation. Die Entscheidung beinhaltet die Ausbildung einer Intention sowie die Entwicklung eines flexiblen Handlungskonzeptes (Planes), und Handlungsregulation bedeutet die Realisierung des Handlungskonzeptes bis zur Zielerreichung.

Problemlösen: Problemlösen ist ein Sonderfall des planvollen Handelns. Ein Problem ist durch drei Komponenten gekennzeichnet: 1) Unerwünschter Anfangszustand; 2) erwünschter Zielzustand; 3) Barriere, die die Überführung des Anfangszustandes in den Zielzustand im Augenblick verhindert. Problemlösen bedeutet Überwindung der Barriere durch Anwendung spezifischer Problemlöseverfahren. Die wichtigsten Formen des problemlösenden Denkens (Problemlösetheorien) sind: Problemlösen durch Versuch und Irrtum, durch Umstrukturieren, durch Anwendung von Strategien, durch Kreativität, durch Systemdenken. Der Problemlöseprozeß läßt sich als Umstrukturierung in vier Phasen beschreiben :

Zusammenfassung und Ausblick

Dualistische Lerntheorie: Es lassen sich zwei Hauptkategorien von Lernprozessen unterscheiden. Beide können noch einmal in zwei Unterkategorien gegliedert werden: Bei der Außensteuerung können einmal die vorausgehenden Reize eine Reaktion auslösen (Reiz-Reaktions-Lernen), oder im anderen Fall bestimmen die dem Verhalten nachfolgenden Reize (Konsequenzen) dessen zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit (instrumentelles Lernen).

Bei der Innensteuerung kann es entweder mehr um den Erwerb von Sachwissen gehen (Begriffsbildung und Wissenserwerb, kognitives Lernen im engeren Sinn), oder es steht die Ausbildung von Handlungswissen im Vordergrund (Handeln und Problemlösen). Jede Lernpsychologie, die nur eine der beiden Hauptkategorien für menschliches Lernen als relevant unterstellt, ist defizitär. Seit geraumer Zeit werden besonders behavioristische Auffassungen (die die Außensteuerung betonen) in der Literatur vernachlässigt.

Ein innovatives Lernkonzept: Die klassischen Grenzen zwischen Lernpsychologie, Denkpsychologie (Denken), Motivationspsychologie (Motivation) und Gedächtsnispsychologie (Gedächtnis) haben sich verwischt. Menschliche Informationsverarbeitung ist nur eine andere Bezeichnung für Lernen und Gedächtnis. Als wesentlichstes Merkmal des Lernens wurde die Erfahrungsbildung herausgestellt. Dies bedeutet, daß der Lerner nach Abschluß des Lernprozesses sich anders verhalten, anders denken, anders wollen, anders handeln kann.

Es wird die Forderung erhoben, zukünftig häufiger ein (relativ) selbstgesteuertes, kooperatives, problemlösendes, in authentischen Lernsituationen stattfindendes und lebenslanges Lernen (Erwachsenenbildung) zu initiieren.

Literatur

Anderson, J.R. (1996). Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Bower, G. H. & Hilgard, E.-R. (1983, 1984). Theorien des Lernens. 2 Bde. Stuttgart: Klett-Cotta.

Edelmann, W. (2000). Lernpsychologie (6. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.

Weinert, F. E. (Hrsg.). (1996). Psychologie des Lernens und der Instruktion. Enzyklopädie der Psychologie. Pädagogische Psychologie, Bd. 2. Göttingen: Hogrefe.

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