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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Urolagnie

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

»Harn-Wollust«, ein suchthafter Hang zur Verbindung der Erotik mit dem Wasserlassen. Die Verquickung ist dadurch vorgebahnt, daß das Geschlechtsorgan des Man nes auch sein Harnausgang ist, und daß bei der Frau Harnröhrenöffnung und Scheidenöffnung benachbart sind. Kinder lernen die Beschaffenheit des anderen Geschlechtes oft zum ersten Mal beim Urinieren kennen. Knaben vergleichen untereinander dabei die Größe ihres Penis und wetteifern darin, den größten Bogen zu harnen. Der Vergleich, den das Mädchen zwischen der eigenen Klitoris und dem männlichen Penis anstellt, fällt für das Selbstwertgefühl oft deshalb negativ aus (Penis-Neid), weil das Mädchen mit dem Urinstrahl nicht zielen kann. Hierin liegt der Grund dafür, daß man das Feuer von Frauen bewachen ließ: Der Mann hat einmal die Flamme als Rivalen empfunden, den er mit dem Harnstrahl zu »töten« versucht war. Dieser Zusammenhang ist eine der Ursachen der Pyromanie (Feuersucht). Der Harn-Erotiker (Urethral-Charakter) zeichnet sich durch einen »brennenden« Ehrgeiz aus. Die Reinlichkeitserziehung regelt das Wasserlassen beinahe so wie die Defäkation. Das Urinieren wird von der Scham betroffen, die Freude darin wird verdrängt. Der Harn wird wie andere Körperausscheidungen als schmutzig oder sogar ekelhaft empfunden. Dazu trägt sein starker Geruch bei. In einer Art Umkehr kann nun das Wasserlassen gerade wegen der Verletzung der Scham und Ekelgefühle zum Mittelpunkt einer Perversion werden. Der Urolagniker genießt die Entwürdigung, Erniedri gung und Beschämung in ähnlicher Weise, wie das die Koprophilen und Mysophilen (Kot und Schmutzliebhaber) tun. Bei manchen Menschen, die ein gewisses Maß an Harn-Erotik bewußt genießen, geht die Neigung auf Bettnässer-Erfahrungen in der Kindheit zurück. Viele Bettnässer im Pubertätsalter suchen in der Wärme ihres Urins unbewußt einen Ersatz für die Liebeswärme, die ihnen mangelt.

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