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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Hegel

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Georg Wilhelm Friedrich, 1770-1831, Philosoph, der 1788 das Studium der Philosophie und Theologie in Tübingen begann, wo er mit dem Dichter Friedrich Hölderlin und dem Philosophen Friedrich Schelling Freundschaft schloß. Zu seiner wichtigsten Lektüre in dieser Zeit gehörte das Werk von Jean-Jacques Rousseau. Nach dem theologischen Examen entschied er sich gegen ein geistliches Amt und wurde 1793 Hauslehrer in Bern und durch Hölderlins Vermittlung 1797 auch in Frankfurt. 1801 setzte er seine Studien an der Universität Jena fort und habilitierte sich in Philosophie. 1806 wurde er dort Professor für Philosophie. In seinem ersten philosophischen Hauptwerk, der 1807 erschienenen "Phänomenologie des Geistes", entwarf Hegel eine Entwicklungsgeschichte des Geistes und beschrieb, wie der Mensch von der sinnlichen Wahrnehmung zum Selbstbewußtsein gelangt. 1808 übersiedelte er nach Nürnberg, wo er Rektor des Ägidien-Gymnasiums wurde. Nach dem Erscheinen seiner "Wissenschaft der Logik" (1812) übernahm er 1816 eine Professur für Philosophie an der Universität Heidelberg und lehrte Logik, Metaphysik, Naturrecht, Ästhetik und Geschichte der Philosophie. 1817 veröffentlichte er mit der "Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften" ein geschlossenes System seiner ganzen Philosophie. 1818 trat er die Nachfolge Johann Gottlieb Fichtes an der Universität Berlin an. Dort wurde er mit seinen Vorlesungen über Rechts-, Religions- und Geschichtsphilosophie berühmt. Das letzte von ihm selbst fertiggestellte Werk, die "Grundlinien der Philosophie des Rechts" (1821) beeinflußte vor allem die Staatswissenschaften nachhaltig. Er starb 1831, als Berlin von einer Choleraepidemie heimgesucht wurde. Posthum erschienen von ihm verschiedene Vorlesungskonzepte wie die "Vorlesungen über die Ästhetik" (1835-1838), "Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie" (1833-836), "Vorlesungen über die Philosophie der Religion" (1832) und "Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte" (1837). Als maßgeblicher Vertreter des Idealismus avancierte Hegel bereits zu Lebzeiten zu einem der einflußreichsten Denker der abendländischen Philosophie des 19. Jahrhunderts. Seine Ansichten wurden in weiten Kreisen gelehrt und beeinflußten die unterschiedlichsten philosophischen Schulen und Lehren. Die Vertreter des Hegelianismus spalteten sich als zum Teil erbitterte Gegner in "Rechts-" und "Linkshegelianer", wobei erstere sein Werk theologisch und politisch konservativ, letztere unter einer atheistischen Perspektive interpretierten. Zu den bekanntesten "Linkshegelianern" gehörten Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Engels, die insbesondere von der Hegelschen Vorstellung beeinflußt wurden, daß sich die Geschichte dialektisch entwickelt, jedoch setzten sie an die Stelle des Hegelschen Idealismus den Materialismus. Von prägender Bedeutung wurde Hegel für die "Frankfurter Schule" um Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und Jürgen Habermas.


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