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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

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Marcuse

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Herbert, 1898–1979, Sozialphilosoph, gilt als einer der führenden Vertreter der Kritischen Theorie und als Theoretiker der Neuen Linken. Er wurde in Berlin geboren und studierte Philosophie und Nationalökonomie in Berlin und Freiburg. Nach seiner Promotion (1923) setzte er seine Studien bei Martin Heidegger und Edmund Husserl fort. Er war Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt und Mitbegründer der “Frankfurter Schule”, bis 1933 die Nationalsozialisten das Institut schlossen. Marcuse emigrierte zuerst nach Genf in der Schweiz und später in die USA, wo er 1934 Mitarbeiter in Max Horkheimers Institute of Social Research an der Columbia University in New York wurde. Von 1942 bis 1950 war er für den amerikanischen Nachrichtendienst tätig, er war Abteilungsleiter im Office of Strategic Services und im Department of State in Washington. Nach 1950 lehrte er an verschiedenen amerikanischen Universitäten, seit 1965 an der University of California in San Diego.

Marcuse benutzte und aktualisierte die Lehren von Sigmund Freud und Karl Marx, um eine kritische Theorie der spätkapitalistischen Industrie- und Wohlstandsgesellschaft zu erstellen. In seinen Schriften, die von der Dialektik Hegels, der Philosophie Karl Marx’ und der Triebtheorie Sigmund Freuds geprägt sind, vertritt er die These, daß in der modernen Industriegesellschaft der Mensch nicht frei ist, sondern in der Abhängigkeit der Medien (Medienpsychologie, Öffentliche Meinung), der Wirtschaft u.a. steht, von der Werbung manipuliert (Werbepsychologie) und durch Konsum bestochen wird (Konsumentenpsychologie). Der sich frei wähnende Mensch sei Konformist. Die “Eindimensionalität” des Menschen und der Gesellschaft könne aber aufgebrochen und durch ein anderes “noch unbekanntes Reich der Freiheit” ersetzt werden. Ein Schritt dazu solle die “Verweigerung” gegenüber den Institutionen sein. Aus ihr erhoffte sich Marcuse revolutionäres Potential. Im Gegensatz zur Theorie von Karl Marx sieht er jedoch als Protagonisten der gesellschaftlichen Veränderung nicht die Arbeiterschaft, sondern Studenten und andere Gesellschaftsgruppen. Durch seine analytischen Abhandlungen übte er einen großen Einfluß auf die Studentenbewegung der späten sechziger Jahre aus und wurde zu einer ihrer Leitfiguren.


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