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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Konsens

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

die Übereinstimmung in einer größeren Gruppe oder sogar in einer ganzen Gesellschaft. Diese Gemeinsamkeit muß Unterschiede der Interessen und Auffassungen überlagern. Sie kann sich nur auf gewisse Grundüberzeugungen beziehen. Sie lassen sich oft nur so allgemein und vage definieren, daß kaum noch auszumachen ist, was sie eigentlich besagen. Dann beruft man sich für den Zusammenhalt eher auf eine bloße Formel, eine Fiktion, als auf eine erlebbare Wirklichkeit. Ja, es entsteht der Eindruck, daß gewisse Ideale nur deshalb beschworen werden, weil die Ausrichtung danach die Macht der Mächtigen vergrößert (vgl. Ideologie). Ein tieferes Gefühl der Zusammengehörigkeit kann erst aus einem gemeinsamen Erlebnis kommen. Ein starker, fataler Konsens herrschte in Deutschland zum Beispiel beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der vorübergehend selbst die Pazifisten berauschte. Gegenüber späteren großen Ereignissen waren die Meinungen viel mehr gespalten, die Gefühle viel stärker unsicherer. Heute kann am ehesten der Sieg einer nationalen Sportmannschaft oder die Abwehr einer gewalttätigen Rebellen-Gruppe eine vorübergehende Konzentration aller Gefühle bewirken. Dieser spontane Konsens jedoch zerfällt bald vor dem Ansturm widerstreitender Interessen, und es bleibt nur eine gewisse Konformität, eine oberflächliche Gemeinsamkeit der Sitten und redensartlichen Meinungen.

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