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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Landschaft

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

eine durch ihre natürliche Beschaffenheit oder die Art ihrer Besiedlung gekennzeichnete Gegend, die sich deutlich von anderen unterscheidet. Landschaften bestimmen bis zu einem gewissen Grade das Leben der Menschen, die darin wohnen, und haben auch einen Einfluß auf deren Seelenlage. Ein Volk am Meer entwickelt sich anders als die Bewohner einer Ebene oder die Menschen in Gebirgstälern. Volksstämme, die durch Wanderungen in eine andere als die ursprüngliche Landschaft versetzt werden, verändern allmählich ihren Charakter. Eine gemeinsame natürliche Umgebung gleicht Bewohner verschiedener Abstammung einander an. Gewisse Eigenschaften, Fähigkeiten, Reaktionsweisen sind in einigen Landschaften besonders häufig. Auffallend ist zum Beispiel das Vorkommen des »zweiten Gesichtes«, der Gabe zur Vorausschau (vgl. Parapsychologie), in Heide und Moorlandschaften. Die Beziehung der Landschaft zur Seelenlage wird deutlich in der Literatur und der Bildenden Kunst: Maler und Dichter haben mit Landschaftsdarstellungen heitere und schwermütige, heroische oder friedliche, lebensoffene oder beengte Stimmungen ausgedrückt. Besonders nachhaltig ist der Eindruck jener Landschaft, in der ein Mensch seine Kindheit verbracht hat, die er als Heimat empfindet. Er wird diesen Landschaftstyp auch dann als schön auffassen, wenn es sich um eine sandige Gegend mit spärlichem Wuchs, um eine eintönige Steppe oder um kahle Felshänge handelt. Die Gefühlsverbundenheit nimmt in dem Maße ab, in dem sich die Landschaft in eine vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, ein Industriegebiet oder eine moderne Stadt verwandelt hat, in Gegenden also, die überall auf der Welt etwa gleich aussehen. Auch wird ein Mensch dessen Kindheit sich in verschiedenen Landschaften nacheinander abgespielt hat, von seiner natürlichen Umgebung weniger abhängig sein, als einer, dessen landschaftlicher Erlebnisraum immer der gleiche geblieben ist. Wie bei allem anderen um uns her, so neigen wir auch bei Landschaften dazu, sie zu vermenschlichen. Die Berge, die Quellen, die Bäume, die Wege werden zu Wesen. Sie scheinen zu uns zu sprechen, und wir sprechen mit ihnen. In den Formen der Landschaft, in allen ihren Einzelheiten, sehen wir menschliche Züge. Arno Schmidt hat die Landschaftsbeschreibungen bei Karl May und bei Adalbert Stifter sogar als erotische Symbol-Darstellungen gedeutet.

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