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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Stadt

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

eine Siedlung, die so groß ist, daß sich nicht alle ihre Bewohner untereinander kennen können. Zugleich bedeutet die Stadt eine Lösung vom Leben der Bauern, die für die Nahrung sorgen. Man hat sich hier mehr oder weniger von den natürlichen Verhältnissen entfernt und wendet sich dem Handel, dem Handwerk und später der Industrie zu. Die Stadt ergänzt sich nur zum Teil aus den Nachkommen ihrer Bürger. Sie zieht ständig Fremde an, die sich ihrem Charakter anpassen, zugleich aber neue Einflüsse mitbringen: sie wird zum Schmelztiegel. So werden Traditionen abgebaut und alte Abhängigkeiten vermindert: »Stadtluft macht frei.« Nur von den Städten kann ein breites Angebot an Waren, Dienstleistungen und kulturellen Darbietungen ausgehen. Viele Berufe können nur hier ausgeübt werden. Mit alldem strahlt jede Stadt auf ihre ländliche Umgebung aus. Die Vielfalt der Einflüsse, die in einer Stadt zusammentreffen, relativiert auch die Verbindlichkeit überkommener Wertvorstellungen, etwa der Religion. Man ist hier mehr der Vernunft und dem Nutzen zugewandt als den Gefühlen. Damit geht bereits eine gewisse Entfremdung einher, wie sie dann in der Großstadt vorherrscht. Die Entwicklung der Industrie, die immer mehr Menschen in Ballungsräume trieb, hat auch die historisch gewachsenen Städte zu einer tiefgreifenden Änderung gezwungen. Ihr Kern entspricht nicht mehr dem Verkehr und kann nur künstlich erhalten werden. Er steht in keinem rechten Zusammenhang mehr zu den Wohnsiedlungen, die am Rande entstehen (Suburbs). Auch diese Städte werden unpersönlich, »unwirtlich«, weil sie immer stärker technisch und organisatorisch bestimmt statt auf die Gefühlsbedürfnisse der Menschen abgestellt sind. Insbesondere geht der Eindruck verloren, daß man in ihnen eine unverwechselbare Heimat finden könne. Beziehungen betreffen heute weniger die Stadt als Ganzes als das Viertel, in dem man wohnt, die soziale Schicht, zu der man gehört, und die Berufswelt, in der man arbeitet. Selbst die kulturellen Eindrücke kommen heute hauptsächlich von außen, etwa aus den Massenmedien wie dem Fernsehen. Nicht die einzelne Stadt, sondern der städtische Lebensstil insgesamt kennzeichnet die moderne industrielle Gesellschaft.

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