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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Operationsstreß

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

belastende Erlebnisse bei chirurgischen Eingriffen. Wie sehr sich die Belastung einer Operation auswirkt, hängt von verschiedenen situationalen und personalen Einflußgrößen ab. Es sind neben der Antizipation von Schmerzen zum einen die mangelnde Vorhersagbarkeit der Ereignisse und zum anderen die stark begrenzte Kontrollierbarkeit der Situation. Die Vorhersagbarkeit des Ereignisses selbst und dessen Terminierung ist noch relativ hoch. Wenn aber die Terminierung der Operation kurz vor dem Eingriff selbst erfolgt, ergibt sich für den Patienten ein weiterer belastender Unsicherheitsfaktor. Auch die Vorhersag-barkeit des Operationsverlaufs und der Konsequenzen des Eingriffs ist stark eingeschränkt. Die persönliche Kontrolle variiert mit der Art des Eingriffs und der Art der Anästhesie, ist aber in den meisten Fällen gleichsam unmöglich.

Situationale Einflußgrößen sind die Art des chirurgischen Eingriffs, objektive Erfolgswahrscheinlichkeit der Operation, Gabe von Psychopharmaka (Anxiolytika, Sedativa) sowie Formen der Anästhesie u.a. Auch die Aufklärung der Patienten durch Ärzte, Pflegepersonal, Mitpatienten über z.B. die Stationsroutine wirkt sich auf das individuelle Streßerleben vor der Operation aus. Personale Einflußgrößen auf das Streßerleben sind z.B. persönliche Vorerfahrungen mit operativen Eingriffen und die Schmerz- und Krankheitsgeschichte (Schmerz), die unterschiedliches Streßerleben nach sich ziehen. Auch die Geschlechtszugehörigkeit ist eine Einflußgröße für präoperativen Streß darstellt: Frauen geben unmittelbar vor der Operation sowohl stärkere Anstiege als auch ein höheres Absolutniveau der Zustandsangst an als Männer. Generell sind individuelle Unterschiede in Streßbewältigung (z.B. positive Umdeutung oder das Aufsuchen sozialer Unterstützung), Zustandsangst, Depression und Reizbarkeit für den Zeitraum von unmittelbar vor der Operation bis zu 6 Monaten nach der Operation feststellbar.

Literatur

Schröder, K. E. E. (1997). Self-regulation competence in coping with chronic disease. Internationale Hochschulschriften. Berlin: Waxman.

Slangen, K., Krohne, H. W., Stellrecht S. & Kleemann, P. P. (1993). Dimensionen perioperativer Belastung und ihre Auswirkungen auf intra- und postoperative Anpassung von Chirurgiepatienten. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 1, 123-142.


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