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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Psychopharmaka

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Medikamente, die in erster Linie die seelische Verfassung, die Stimmung beeinflussen. Ihre Wirkungsweise ist noch nicht eindeutig geklärt, aber vermutlich greifen sie am Thalamus und Hypothalamus, den ursprünglichsten Teilen des Gehirns ein. Psychisch wirksame Mittel in diesem Sinne sind schon der Alkohol, der Kaffee, jedes Rauschgift. Es werden Hemmungen abgebaut oder die Reizempfänglichkeit erhöht. Andere Mittel lösen selbst einen Reiz aus. Wieder andere dämpfen Unruhe und Erregung. In der modernen Psychiatrie werden solche Arzneien angewandt, um in Fällen von Psychose den Patienten in einer Phase der Erregung »ruhig zu stellen« oder ihm über einen Zustand tiefer Depression hinwegzuhelfen. Mit Hilfe dieser Mittel ist es möglich, den Kranken nach einiger Zeit in der psychiatrischen Klinik wieder in seine Familie zu entlassen, vorausgesetzt, daß dort geregelte Verhältnisse herrschen, so daß die vorgeschriebene Einnahme der Medikamente gewährleistet ist. Dennoch muß meist eines Tages erneut die Anstalt aufgesucht werden, bis der nächste Krankheitsschub abgeklungen ist und die medikamentöse Behandlung daheim erneut einsetzen kann. Man hat diesen Kreislauf spöttisch als »Drehtür-Psychiatrie« bezeichnet. In der Tat findet so natürlich keine Heilung statt, es wird nur um den Preis einer Dämpfung der Lebensantriebe ein für die Mitwelt erträgliches Dasein ermöglicht. Allerdings gibt es auch Ansätze, die Beruhigung durch Psychopharmaka für eine eigentlich psychische Behandlung zu nutzen, mit der man die Ursachen der Krankheit erkennen und dort angreifen könnte.Seelisch wirksame Medikamente, die heute in der Psychiatrie viel verwendet werden. Eine einfache Einteilung ist: 1. Anregende Mittel (Stimulantien, Energizer, Pep-Pills). Sie steigern den Wachheitsgrad des Bewußtseins (Drogen), führen bei Mißbrauch zu nervöser Erschöpfung und Symptomen , die einer Psychose ähneln, zum Beispiel Verfolgungswahn. Die Gefahr einer Sucht ist gegeben. Die bekanntesten Mittel sind Pervitin und Preludin. 2. Antidepressive Mittel (Antidepressiva, Thymoleptika). Sie wirken bei Menschen in einem seelischen Normalzustand nur ungenügend oder sogar widersinnig (manchmal einschläfernd), können aber bei Kranken, die an einer Depression leiden, Erleichterung bringen. Keine Suchtgefahr. Das verbreiteste Mittel ist Imipramin (Handelsname: Tofranil). Limbatil kombiniert ein Antidepressivum mit einem Tranquilizer (Suchtgefahr!). 3. «Kleine» Beruhigungsmittel (Tranquilizer, Glückspillen, Sedativa). Sie erleichtern die bei Neurosen oder heftigen Lebenskonflikten auftretenden Spannungen, vor allem Angst und ihre körperlichen und seelischen Folgeerscheinungen. Es besteht die Gefahr, daß der Patient abhängig wird. Verbreitete Mittel sind Diazepam (Handelsname: Librium), Diezepoxyd (Handelsname: Valium) und Meprobamat (Handelsname unter anderem Miltaun). Weiterentwicklungen sind Tavor, Lexotanil, Adumbran und Frisium. Sie alle können süchtig machen, obwohl die Hersteller meist bei der Einführung behaupten, dies sei bei dem neuen Stoff nicht mehr der Fall. 4. «Große» Beruhigungsmittel (Neuroleptika, Psycholeptika). Diese Medikamente wurden vor etwa fünfundzwanzig Jahren entdeckt und sind eines der wirksamsten Hilfsmittel in der Behandlung von Erregungszuständen, wie sie bei Schizophrenie und Manien auftreten. Sie wirken stark beruhigend, dämpfen aber vor allem die Gefühls- und Antriebsseite des Erlebens, betäuben nicht das Bewußtsein, wie andere starke Beruhigungsmittel (wie Schlafmittel). In zu hoher Dosierung (das heißt wenn zuviel von diesem Medikament gegeben wird) führen sie zu typischen, unwillkürlichen Muskelzuckungen und Lähmungen. Angewendet werden sie in den Nervenkrankenhäusern und bei der Nachbehandlung von Menschen, die an einer Psychose erkrankt sind. Das älteste Mittel aus dieser Gruppe ist das Chlor-promazin (Handelsname: Megaphen); weitere verbreitete Stoffe sind das Tri-fluoperazin (Lyogen, Omca) und das Haloperidol (Haldol).

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