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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Projektive Identifizierung

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

von M. Klein 1946 im Zusammenhang mit der paranoid-schizoiden Position eingeführter Abwehrmechanismus, der in der Fachwelt lange Zeit wenig Beachtung gefunden und als entbehrlich gegolten hatte, inzwischen aber als wesentliche Verständnishilfe für den Umgang des Analytikers mit schwer gestörten Patienten gilt. Allerdings gibt es inzwischen auch unterschiedliche Erklärungen für den Identifizierungsvorgang. 1) In der Induktionsphase, die sich der Projektion anschließt, möchte der Projizierende (der Klient) unbedingt erreichen, daß sich sein Gegenüber genauso verhält, wie es der Projektion entspricht – er muß “interaktionellen Druck” ausüben. In der Identifizierungsphase erlebt sich der Analytiker entsprechend diesen ihm angesonnenen Erwartungen – er erlebt sich als manipulierend und sadistisch und handelt auch entsprechend, ohne den Vorgang der projektiven Identifizierung erkannt zu haben. Dieses Gegenübertragungsagieren kann auch als übermäßige freundliche Zuwendung (als Reaktionsbildung) geschehen. Im positiven Fall gelingt es dem Analytiker, sich von den in ihm induzierten Affekten schrittweise zu distanzieren, nicht jedoch, ohne zunächst einmal diese in sich aufgenommen zu haben und als Container für den Klienten zu fungieren. 2) Eine andere Erklärung stammt von M. S. Porder, der nicht glaubt, daß es sich bei der projektiven Identifizierung um einen frühen “primitiven” Abwehrmechanismus handelt, sondern um eine Methode der Wendung vom Passiven ins Aktive: Die Induktionsphase entspricht der “Eltern-Übertragung”. Gleichzeitig identifiziert sich der Klient mit dem (elterlichen) Aggressor im Analytiker und läßt diesen spüren, wie sadistisch sich dieser ihm gegenüber verhält. Die Identifizierung mit dem Aggressor und die Wendung vom Passiven ins Aktive auf Seiten des Patienten führen nun dazu, daß der Analytiker sich so fühlt, wie es dem Patienten als Kind erging.

Literatur

Mertens, W. (1998). Psychoanalytische Grundbegriffe (2. Aufl.). Weinheim: Beltz – Psychologie Verlags Union.


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