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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Schocktherapie

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

auch: Krampfbehandlung, Konvulsionstherapie, Elektroschocktherapie, Elektrokrampftherapie, bereits 1937 in der Psychiatrie eingeführte Behandlung von Schizophrenie sowie sonstigen Psychosen, ergänzt die Pharmakotherapie. Ausgelöst wurde der Einsatz dieser therapeutischen Technik durch die Beobachtung, daß Schizophrenie und Epilepsie fast nie zusammentreffen. Deshalb versuchte man mit der Einleitung eines epileptischen Zustands die Schizophrenie zu bessern. In den Anfängen traten etwa bei 20% der Patienten infolge der gewaltsamen Krämpfe Knochen- und Wirbelsäulenbrüche auf. Dann wurden zusätzlich Muskelrelaxantien und Anästhesie verwendet. In der Zwischenzeit hat die Elektrokrampftherapie in der therapeutischen Anwendung in vielen Ländern, wie z.B. in den skandinavischen Ländern und den USA, einen anerkannten Platz gefunden – in viel größerem Maße als in der Bundesrepublik Deutschland. Nach einer wissenschaftlichen Arbeit von 1995 werden in Deutschland ca. 900 Patienten pro Jahr behandelt (in Großbritannien ca. 30.000, in Dänemark ca. 20.000).

Die Anwendung von Elektroschocks wird durch Verordnungen eingeschränkt, die sich auf die Indikationsstellung und die vorgegebene Sorgfalt bei der Durchführung beziehen: Die Indikation besteht nur bei bestimmten psychiatrischen Krankheitsbildern nach Ausschöpfung aller anderen therapeutischen Maßnahmen oder in lebensbedrohlichen Situationen, die durch andere Maßnahmen nicht mehr zu beherrschen sind: Endogene Depressionen mit hoher Suizidalität (Suizid), Nahrungsverweigerung, körperliche Erschöpfung oder depressiver Stupor, lebensbedrohliche Katatonien, die oft einhergehen mit völliger Muskelstarre, Unfähigkeit zur Nahrungsaufnahme und hohem Fieber. Elektrokrampftherapien dürfen nur in Narkose und bei ausreichender Relaxierung unter Aufsicht eines Narkosearztes durchgeführt werden. Unabdingbare Voraussetzung zur Durchführung einer Elektrokrampftherapie sind eine umfassende Aufklärung durch den Arzt und die Einwilligung durch den Betroffenen. Durch die strenge Indikationsstellung und verfeinerte technische Möglichkeiten bei der Durchführung dieser Therapie konnten medizinische Zwischenfälle und die Nebenwirkungen deutlich reduziert werden. Auftretende Gedächtnisstörungen sind in der Regel vorübergehender Natur.

Literatur

Breggin, P.R. (1989). Elektroschock ist keine Therapie. München: Urban & Schwarzenberg.

Davison, G. C. & Neale, J. M. (1998). Klinische Psychologie. ( 5. Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union.


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