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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Aggressionsursachen

Autor
Autor:
Werner Eberlein

Von A. Adler stammt die erste Fassung einer Triebtheorie der Aggression. Nach ihr entsteht aggressives Verhalten durch einen biologisch vorgegebenen Antrieb dann, wenn Interessen des Individuums verletzt wurden und nun mit Hilfe der Aggressivität ausgetragen werden sollen. Hier sind also die beiden wichtigsten Aggressions-Erklärungen der Gegenwart noch in einem Modell enthalten: Das Triebkonzept (es gibt im Menschen einen Aggres-sions- oder sogar Todestrieb, der ähnliche Merkmale hat wie der Sexualtrieb und periodisch abreagiert werden muß) und das Frustrationsoder Lernkonzept (Aggression ist kein spontan ablaufendes Triebgeschehen, sondern die Reaktion auf Versagungen anderer Triebwünsche und in jedem Fall durch Lernvorgänge gesteuert). Vertreter der Triebtheorie sind Freud, Lorenz und andere Verhaltensforscher, während die Lerntheorie von den meisten Psychologen und Völkerkundlern vorgezogen wird. Die gegenwärtig von den meisten Forschern akzeptierte Auffassung sieht etwa so aus: Weder die Triebtheorie noch die Frustrationstheorie genügt, um die Vielfalt aggressiver Verhaltensformen zu erklären. Aggression ist wohl kaum ein Trieb, der ähnlich aufgebaut ist wie die Sexualität, sondern ein viel komplizierteres Geschehen, bei dem soziale und kulturelle Einflüsse, frühkindliche Situationen, gegenwärtige Frustrationen und biologisch vorgegebene Reaktionsnormen eine Rolle spielen. Menschliche Aggression scheint seltener ein unmittelbar triebhaftes Geschehen als die Antwort auf Kränkungen des Narzißmus eines Individuums oder einer Gruppe zu sein. Ob beim Autofahren, in der Politik, bei einer Wirtshausrauferei - die Quelle für aggressive Reaktionen ist meist eine Kränkung des Selbstwertgefühls.

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