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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Adler

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

Adler, Alfred, 1870-1937, gilt als Begründer der Individualpsychologie. Adler verließ den Kreis Sigmund Freuds, dem er erst 1902 beigetreten war, 1911 aufgrund weitreichender Differenzen, u.a. weil er der Ansicht war, nicht das Streben nach Lust, sondern das nach Zufriedenheit sowie Ganzheitlichkeit bzw. Einzigartigkeit stelle ein wesentliches Merkmal psychologischer Entwicklung dar. Verlaufen diese Bestrebungen falsch, könnten Neurosen entstehen. Diese seien daher nicht länger im Sinne des rigorosen, wenig toleranten Freud als Resultat eines Konflikts zwischen Bewußtem und Unbewußtem aufzufassen. Er sah die persönliche Entwicklung im sozialen Kontext: Der Mensch sei als soziales Wesen daran interessiert, sich mit den Zielen einer Gesellschaft zu identifizieren und dadurch an der Erreichung gemeinsamer übergeordneter Ziele mitzuarbeiten. Überhaupt beanspruchen - durch Pläne und Antizipationen erreichbare - Zielsetzungen (Ziele) in Adlers Theorien einen zentralen Platz. Alle psychischen Funktionen, also jeder Gedanke und jedes Gefühl, dienten der Erreichung von Zielen. Die Gesamtheit aller Persönlichkeitsmerkmale und einzigartigen Verhaltensweisen eines Menschen, die ihn seinen individuellen Zielen näherbringen, nannte er Lebensstil. Für das Verständnis der Persönlichkeit sei es nach Adler vor allem nötig, Art und Ausmaß des Gefühls der Unterlegenheit zu beleuchten. Ein Minderwertigkeitskomplex liege vor, wenn es besonders stark oder unangemessen sei. Man versuche dann, Mängel auf bestimmten Gebieten durch die Aneignung von Fähigkeiten auf anderen Gebieten auszugleichen (Kompensation). Überkompensation liege vor, wenn man versucht, ausgeprägtes Können gerade auf einem Gebiet zu erlangen, auf dem man gehandicapt ist. Adler maß außerdem der familiären Konstellation (z.B. der Geburtsreihenfolge) für die Persönlichkeitsentfaltung große Bedeutung bei. Organisationen und Zeitschriften belegen den Einfluß Adlerscher Gedanken bis in die heutige Zeit.

Literatur

Viney, W. & King, D.B. (1998). A history of psychology. Ideas and context (2nd ed.). Needham Heights: Allyn and Bacon.

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