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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Militärpsychiatrie

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

hat im Kriegsfall die Aufgabe, Psyche und Verhalten der Soldaten durch gezielte Selektion, Plazierung, Ausbildungsmethoden und Psychotherapie zu optimieren und Reibungsverluste – bemessen an militärischer Effizienz – zu verhindern. Dazu zählte im 1. Weltkrieg im Falle von Kriegsneurosen der Frontsoldaten (traumatische Neurosen, Kriegshysterie: shell shock, gas neurosis) der Einsatz von weichen Therapiemethoden in den Heimlazaretten (Suggestion, Hypnose, Elektrisieren mit schwachen Strömen) bis hin zu aggressiven Therapiemethoden: der Einsatz psychischer Abstinenzkur (wochenlange totale Isolierung und weitgehender Nahrungsentzug), tagelange Dauerbäder, Scheinoperationen, stundenlange Applikation immer stärkerer elektrischer Ströme. Später folgte die u.a. von Kurt Schneider propagierte "frontnahe Behandlung" (Ziel: Durchhaltezwang aufbauen), der Aufbau spezieller Kompanien für Bettnässer und andere psychisch Irrititierte. Im 2. Weltkrieg blieb die anfangs erwartete Epidemie von klassischen Kriegsneurosen aus. Die psychischen Zusammenbrüche wurden in sog. Schleusenlazaretten wieder frontnah therapiert. Es kam zu einem Symptomwandel – von den hysterischen Syptomen zu funktionellen Organstörungen (Psychosomatik) besonders im Magen-Darm-Bereich (und zu neuen "Aufgaben" für die Innere Medizin). Beim Aufbau der Militärpsychiatrie der Bundeswehr wurden die Erfahrungen der beiden Weltkriege wie auch die amerikanischen Erfahrungen im Korea- und Vietnamkrieg berücksichtigt.

Literatur

Riedesser, P. (1980). Militärpsychiatrie und -psychologie. In R. Asanger & G. Wenninger (Hrsg.), Handwörterbuch der Psychologie. Weinheim: Beltz.


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