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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Minderwertigkeits-Komplex

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

ein Begriff aus der »Individualpsychologie« von Alfred Adler. Das Minderwertigkeitsgefühl entsteht aus der Erkenntnis körperlicher, seelischer, geistiger oder sozialer Mängel. Wenn sie entweder überscharf gesehen, oder die Befangenheit unterdrückt und verdrängt wird, kommt es zu einem krankhaften Komplex. Die Reaktion ist oft eine Bemühung, nun besonders große Leistungen zu vollbringen und nach außen eine überzeugende Stärke zu zeigen: die Minderwertigkeit wird überkompensiert. Dieser Umschlag zeigt sich oft recht auffallend bei Körperfehlern. Die Bedeutung, die Adler dem Minderwertigkeitsgefühl und seiner Überkompensation beigemessen hat, steht im Zusammenhang mit seiner Einschätzung der Macht als zentralem Problem seelischen Lebens. Wie sein Konzept vom männlichen Protest wurde auch Adlers »Minderwertigkeits-Komplex« von seinem ehemaligen Lehrer Freud als Umschreibung, sozusagen als Tarnung, des Kastrationskomplexes verstanden. Als entscheidend minderwertig erlebt danach der Knabe seinen Penis im Vergleich zum Geschlechtsglied eines erwachsenen Mannes, vor allem des Vaters, den er als seinen Rivalen bei der Mutter empfindet. Der Penis-Neid, das Minderwertigkeitsgefühl der Frau, wurzelt im Vergleich der kleinen, versteckten Klitoris mit dem großen und auffallenden Phallus. In einem weiteren Sinne fühlt man sich minderwertig, wenn man meint, die Liebe der Mitmenschen nicht gewinnen zu können, also nicht liebenswert zu sein. Die Überkompensation dafür ist dann tatsächlich oft ein Streben nach Erfolg und Macht.

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