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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

motorisches Lernen

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

findet statt, wenn motorische Leistungen durch Übung, also wiederholte Ausführung von Bewegungsmustern, verbessert werden. Dabei ist es nahezu beliebig, durch welche abhängige Variable die Leistung definiert wird. In aller Regel ist der Leistungsanstieg zunächst schnell und wird dann langsamer; für Aufgaben, bei denen es auf möglichst schnelle Ausführungen ankommt, läßt sich die Änderung der Dauer im Verlauf der Übung oft durch eine Potenzfunktion beschreiben (Potenzgesetz der Übung) . Je nach Art der Aufgabenstellung kommt der Leistungsfortschritt durch unterschiedliche Lernprozesse (Lernen) zustande. In grober Weise läßt sich das Erlernen einer Soll-Bewegung von dem Erlernen einer Transformation (Transformation, motorische), die beherrscht werden muß, damit die Soll-Bewegung möglichst genau erreicht wird, unterscheiden. Daneben finden sich andere Unterscheidungen in der Literatur, etwa die zwischen dem Erlernen von Rahmenkoordination (prinzipielle Beherrschung einer motorischen Fertigkeit) und Feinkoordination (Feinabstimmung des Bewegungsmusters). Während eine einmal erworbene Rahmenkoordination praktisch zum dauerhaften Besitz wird, unterliegt die Feinkoordination dem Vergessen (wenn man als Kind Radfahren gelernt hat, kann man das in der Regel für den Rest seines Lebens, auch wenn man nach mehrjähriger Pause zunächst etwas ungeschickt ist). Prinzipiell gelten viele einmal gelernte motorische Leistungen als außerordentlich vergessensresistent; andere dagegen, wie die Ausführung einer Bewegung bestimmter Weite, werden bereits nach Behaltensintervallen von weniger als eine Minute schlechter.

Motorisches Lernen führt nicht nur zu einer Leistungsverbesserung, sondern in der Regel auch zu geringerer Variabilität in der Bewegungsausführung, größerer Bewegungsökonomie (die Bewegungen strengen weniger an) und abnehmender Interferenz mit anderen gleichzeitig ausgeführten Aufgaben (Automatisierung). Zahlreiche Ergebnisse weisen auf eine Spezifität des Lernprozesses in doppelter Bedeutung hin: Zum einen wird die Leistung zunehmend von den Bedingungen abhängig, unter denen gelernt wurde. Das kann zu dem scheinbar paradoxen Phänomen führen, daß optimierte Lernbedingungen, die zu einem möglichst schnellen und ausgeprägten Leistungsanstieg führen, dann suboptimal sind, wenn die Leistung in einer Testsituation (Tests) betrachtet wird, die sich von der Lernsituation unterscheidet. Zum anderen werden die individuellen Differenzen im Verlauf des Lernens zwar immer besser vorhersagbar aus der vorhergehenden Leistung bei der gelernten Fertigkeit, aber immer schlechter aus anderen Testleistungen.

Literatur

Crosman, E.R.F.W. (1959). A theory of acquisition of speed skill. Ergonomics, 2, 153-166.

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