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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Nicht-Linearität

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

1) Prinzip selbsterhaltender Systeme. Innerhalb der Systemischen Therapie und Theorie ist die Nicht-Linearität von Prozeßkomponenten – besonders der Rückkopplungen – die wesentliche Ursache für Phänomene wie Selbstorganisation, Chaos (Chaostheorie) und Emergenz. Nicht-Linearität kann einerseits dazu führen, daß kleinste Schwankungen und Kräfte (”Ursachen”) sich in der Rückkopplung verstärken und zu großen Abweichungen, qualitativen Sprüngen oder großen Wirkungen führen. Andererseits ist Nicht-Linearität auch für stabilisierende Dynamiken grundlegend, bei denen moderate Einflüsse und Abweichungen immer wieder ”selbstheilend” gedämpft werden und somit die Struktur gegenüber Störeinflüssen aufrecht erhalten (sog. ”attrahierende” Dynamiken). Letztlich ist Nicht-Linearität auch die Basis für selbstorganisierende Ordnungsbildung (sog. Emergenz), wobei die Ordnung einer Struktur nicht von außen vorgegeben wird (Heteronomie), sondern diese unter recht unspezifischen Randbedingungen als Entfaltung eines (von mehreren möglichen) inhärenten Ordnungszustandes verstanden werden kann (Autonomie). Lange Zeit glaubte man, die Einflüsse von Nicht-Linearität sowie von Rückkopplungen überhaupt vernachlässigen zu können und mit den wesentlich einfacheren linearen Ansätzen sowie mit weitgehend isolierten und rückkopplungsfreien Modellen hinreichend brauchbar die Welt beschreiben zu können. In den letzten Jahrzehnten wurde aber zunehmend deutlicher, daß dies nur unter sehr artefiziellen Annahmen und Bedingungen möglich ist, und jenseits solcher Sonderfälle Nicht-Linearität und damit die oben skizzierten Phänomene, die Regel zu sein scheinen. 2) Bezeichnung für nicht-lineare mathematische Beziehungen, wie exponentielle, logistische, quadratische oder kurvilineare Zusammenhänge (Korrelation, lineare Beziehungen). Die Beziehung zwischen Anspruchsniveau und Leistung ist z.B. nicht-linear. Bei zu geringem Anspruchsniveau bleibt die Leistung meist unter dem Optimum, da man sich nicht herausgefordert fühlt; bei zu hohem Anspruchsniveau bleibt die Leistung mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unter dem Optimum, da man sich dann überfordert fühlt.


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