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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Rollenspiel

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

1) allgemein: probeweise Übernahme von Rollen in einer fiktiven Situation. Rollenspiele sind nur möglich durch die Nutzung der Metakommunikation, die darin besteht, ein gemeinsames Thema zu vereinbaren bzw. auszuhandeln und die in diesem Thema enthaltenen Rollenvorschriften und Skripts festzulegen. Rollenspiele sind einer der Vorbereitung auf den "Ernstfall" vielseitig einsetzbar – im therapeutischen Kontext auf "normale" soziale Situationen, z.B. beim Selbstsicherheitstraining oder beim Training der sozialen Kompetenz, aber auch auf Extremsituationen wie z.B. für den Einsatz in militärischen Krisengebieten (Vorbereitung auf Heckenschützen, Entdeckung von Massengräbern). 2) Rollenspiel als Methode der Personalentwicklung: Ziel ist es, Inhalte erlebnisorientiert zu erschließen und daraus resultierende Informationen und Erfahrungen durch Reden und Spielen darzustellen. Die Teilnehmer erhalten die Aufgabe, ihre Ergebnisse zum inhaltlichen Arbeitsauftrag in Form einer Szene darzustellen und zu spielen. Anschließend erfolgt eine Auswertung nach den Eindrücken der Spieler, wie es ihnen in der Rolle erging und denen der Zuschauer. Rollenspiele setzen Bekanntschaft und ein Vertrauensklima voraus und sollten daher nicht ganz am Anfang einer Veranstaltung bzw. in einer gerade neu entstandenen Gruppe eingesetzt werden (Coaching-Prozeß). . 3) Rollenspiel bei Kindern: Bezeichnung für eine Form des kindlichen Spiels, in der das Kind innerhalb einer Gruppe (z.B. beim Räuber-und-Gendarm-Spiel) oder einzeln (z.B. Prinzessin, Indianer) verschiedene soziale Rollen nachahmt. Das Rollenspiel taucht im Alter von 4-7 Jahren auf und nimmt einen wichtigen Platz ein. Im einfachsten Falle spielen alle Kinder die gleiche Rolle (z.B. beim Busfahren steuert jedes Kind an seinem Sitz), es läßt sich dann mit zwei verschiedenen, meist komplementären Rollen spielen (Vater – Mutter; Lehrer – Schüler) und mündet in Rollenspiele, an denen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Rollen beteiligt sind (z.B. Arzt, Schwester, Mutter und Kind). Auch die Handlungsabfolge wird komplexer. Häufig werden neue Elemente während des Spielverlaufs erfunden und in die Handlung eingefügt. Schließlich dominiert die Regel, Verstöße werden nicht geduldet, und der Konflikt zwischen Regel und aktuellem Wunsch wird zugunsten der Regel gelöst. Das Rollenspiel ist bereits eine Hochform des Sozialspiels.


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