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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Rollenkonflikte bei Führenden

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

resultieren daraus, daß die Inhaber von Führungspositionen in vielschichtige Strukturen, Funktionen und Interaktionen eingebunden sind. Die Gesamtheit von Erwartungen, die aufgrund dessen an die jeweiligen Positionsinhaber gerichtet werden, definieren ihre Rolle. Sind die Erwartungen widersprüchlich, kommt es zum Rollenkonflikt. Nach einer strukturalistischen Rollendefinition sind Führende in ein System eingebunden, in dem mehrere Instanzen oder "Rollensender" ihre Erwartungen an sie richten. Dazu zählen innerhalb der Organisation Vorgesetzte, Kollegen, Mitarbeiter sowie Vorschriften, außerhalb die Geschäftspartner, das private Umfeld sowie die Gesellschaft insgesamt: Alle hegen unterschiedliche Erwartungen an die Führungsperson. Verschiedene Typen von Rollenkonflikten entstehen, wenn sich die Erwartungen innerhalb eines oder zwischen zwei Rollensendern widersprechen ("gründliche vs. schnelle Arbeit"), wenn zwei Rollen aufeinanderprallen ("Eltern vs. Manager"), wenn die Person die Rolle ablehnt (Entfremdung) oder mit dem Umfang der Erwartungen überfordert ist. Inhaltlich stellen sich die Rollenkonflikte als eine Reihe typischer Dilemmata dar. Beispiele:

– Lenkung und Kontrolle der Mitarbeiter vs. Gewährung von Autonomie und Selbständigkeit;

– Distanz, Hierarchie- und Statusbetonung vs. menschliche Wärme und Nähe gegenüber Untergebenen;

– Spezialisierung und Fachkompetenz vs. Generalisierung und Konzentration auf Zusammenhänge;

– Konkurrenz vs. Kooperation;

– Bewahrung von Stabilität und Effizienz vs. Innovation, Experiment und Flexibilität;

– Orientierung auf interne Beziehungen und Identifikation vs. Repräsentation nach außen.

Auch die Work-Aktivity-Forschung von Mintzberg gelangt zu dem Ergebnis, daß Führende sehr verschiedene Rollen auf sich vereinen. Sie fungieren interpersonal als Repräsentant, Führer und Kontaktperson, informational als Beobachter, Verteiler und Sprecher sowie in Entscheidungsrollen als Unternehmer, Störungsregler, Ressourcenverteiler und Verhandlungsführer.

Literatur

Neuberger, O. (1994). Führen und geführt werden (4. Aufl.). Stuttgart: Enke.


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