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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Traumdeutung

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Die Traumdeutung ist seit der Antike bekannt; es gab damals bereits ausgearbeitete Bücher, welche vor allem die Bedeutung einzelner Trauminhalte für das zukünftige Schicksal des Träumers angaben (Traum-Orakel). Die wissenschaftliche Traumdeutung beginnt im 19. Jahrhundert; ihre wichtigsten Anregungen erhält sie durch S.Freud, dessen Hauptwerk «Die Traumdeutung» 1900 erscheint. Viele der hier vertretenen Grundauffassungen haben sich bestätigt, die meisten in der praktischen Arbeit der Psychotherapie bewährt. Freud geht davon aus, das der Traum der «Hüter des Schlafes» ist. Seine wichtigste Aufgabe ist es dabei, unbewußte Wünsche, die den Träumer im Schlaf stören könnten, durch Phantasiebilder zu erfüllen, ohne daß die kontrollierenden und moralischen Instanzen (die «Zensur», das Überich) Einspruch erheben können. Daher wird aus dem verborgenen, unbewußten Wunsch (dem «latenten Traumgedanken») durch die Traumarbeit der «manifeste Trauminhalt», das sind die Bilder und Empfindungen, welche der Träumer erinnert. Aus diesen muß durch die Deutung der unbewußte Wunsch wieder erschlossen werden, wobei die Arbeit mit den freien Einfällen des Träumers das wichtigste Stück dieser Deutungsarbeit ist. Die Darstcl-lungsmittel, mit denen der Traum die unbewußten Wünsche so entstellt, daß ihre Erfüllung nicht auf den Einwand der Zensur stößt, sind vor allem die Verdichtung und die Verschiebung. Bei der Verdichtung werden mehrere unterschiedliche Vorstellungen ineinander verwoben, so daß sie einzeln nicht mehr klar erkennbar sind. So wird zum Beispiel ein Zimmer geträumt, das Merkmale des elterlichen Schlafzimmers in der Kindheit, des Zimmers der Freundin und eines Operationsraums im Krankenhaus verbindet. Bei der Verschiebung wird der Gefühlsgehalt einer Vorstellung auf eine andere verschoben, so daß dem Träumer sonst wichtige Erlebnisse bedeutungslos vorkommen und er andererseits durch Personen oder Ereignisse, die ihm sonst gleichgültig sind, stark beeindruckt wird. («Ich träumte, ich sehe zu, wie eine Frau aus dem Fenster springt. Merkwürdigerweise spüre ich überhaupt keine Angst. Etwas später ein Bild, wo ich eine kleine Wunde an meinem Daumen entdecke, die mich unerklärlicherweise sehr beunruhigt, als ob sie vergiftet wäre.») Ermöglicht wird diese entstellte, verdichtete Darstellung im Traum durch eine Regression von den Sekundärvorgängen, die vom realitätsorientierten Bewußtsein gesteuert werden, zu den Primär Vorgängen, in denen es nur Wunscherfüllung, aber keine kritische Logik gibt.

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