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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Grundmotivationen personal-existentielle

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

tiefste Motivationsstruktur der Person in ihrem wesensmäßigen Streben nach Existenz. Erweitert die Franklsche Motivationstheorie des Willens zum Sinn durch die Beschreibung dreier vorangehender und ihn bedingender persönlichkeitsstrukturierender Motivationen. Die Grundmotivationen greifen die Grundfragen auf, vor die der Mensch in seiner Existenz gestellt ist, die als Grundbedingungen ganzheitlichen Existierens erfahrbar werden ("existentielles Erlebnis") und die Bewältigungsbereiche der Existenz abstecken. Bereits ein teilweises Abhandenkommen der Grundmotivationen macht die Existenz defizitär. Vier Grundmotivationen lassen sich unterscheiden: 1) Halt, Raum und Schutz suchen, um in der Welt sein zu können. Induziert durch: angenommen sein (auch Orte und Körpererfahrung); verlangt: Annehmenkönnen der Bedingungen ("Ja zur Welt"), ontologische Auseinandersetzung mit dem Dasein (Seinsgrund, Grundvertrauen). 2) Nähe, Zeit, Beziehung, um leben zu mögen; induziert durch: Zuwendung (Zeit, emotionales Berührtsein), verlangt: Zuwendung zu Werten ("Ja zum Leben"). Axiologische Auseinandersetzung mit dem Leben (Grundwert). 3) Abgrenzung, Individualität, Wertschätzung, um selbst sein zu dürfen, induziert durch Gesehenwerden, Wertschätzung (Respekt, Stellungnahme und Anerkennung); verlangt Anerkennung des Eigenen durch sich selbst ("Ja zum Personsein") und ethische Auseinandersetzung mit der Gemeinschaft (Selbstwert). 4) Tätigwerden in Hingabe an Produktivität, Erleben und Erhaltung von Werten, weil der Mensch Sinnvolles will, induziert durch Sinnzusammenhänge (ontologischer Sinn, existentieller Sinn); verlangt: Über-ein-Stimmung mit Situation ("Ja zum Sinn"). Praktische Auseinandersetzung mit dem Sinn und der Zukunft ("Wohin") der Existenz (Noodynamik, Wille zum Sinn). Störungen der Grundmotivationen stellen den ätiologischen Hintergrund der existenzanalytischen Psychopathologie dar und bilden das Theoriekonzept für die existenzanalytische Nosologie.

Literatur

Längle, A. & Probst, Ch. (1997). Süchtig sein. Entstehung, Formen und Behandlung von Abhängigkeiten. Facultas, Wien, 17f, 149-169


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