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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Kronfeld

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

Arthur, 1886-1941, heutzutage in Deutschland fast in Vergessenheit geratener Psychologe und Psychiater, der zu Lebzeiten bedeutendes Ansehen als Vertreter einer schulenunabhängigen Psychotherapie genoß. In der ehemaligen Sowjetunion gilt er als Klassiker der sowjetischen Psychiatrie. In Berlin geboren studierte Kronfeld von 1904 bis 1909 an den Universitäten von Jena, München, Berlin und Heidelberg Medizin, promovierte 1909 zum Dr. med. und 1912 zum Dr. phil. 1912 erreichte er zudem durch die Publikation einer umfangreichen Kritik der Psychoanalyse und der Hypothesen Freuds Bekanntheit bis ins europäische Ausland. 1919 eröffnete er mit dem Sexualforscher Magnus Hirschfeld das "Institut für Sexualwissenschaft", wo er bis 1926 als Leiter der "Abteilung für seelische Sexualleiden" tätig war. 1927 habilitierte er sich bei Karl Bonhoeffer mit einer Arbeit über "Die Psychologie in der Psychiatrie" und wandte sich als erster Dozent der Charité der Lehre der modernen Psychotherapie zu. In diesen Jahren erwarb er sich durch seine Publikationen einen bedeutenden Ruf als Sexualwissenschaftler und profilierte sich durch seine entschiedenen Stellungnahmen für eine psychologische Begründung psychopathologischer Forschung und psychiatrischen Handelns als prominenter Vertreter einer psychologischen Denkrichtung in der Psychiatrie, die als "neue Richtung" damals mehrfach Hauptthema psychiatrischer Kongresse war. Als schulenunabhängiger Psychotherapeut engagierte er sich für jene breite Bewegung in der Medizin, die ab 1926 zu den ersten "Allgemeinen Ärztlichen Kongressen für Psychotherapie" führte und sich als "Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie" schließlich auch etablierte. Hirschfeld emigrierte 1935 in die Schweiz und fand zunächst im Privatsanatorium des Sohnes von August Forel Anstellung. Da ihm die Schweizer Behörden kein Asyl gewährten, bewarb er sich um eine Forschungsprofessur in Moskau. In der damaligen Sowjetunion erfuhr er dann von Anfang an bis zu seinem Tod hohe Anerkennung. Er wurde Professor am Granuskin-Institut für neuropsychiatrische wissenschaftliche Forschung in Moskau, leitete dort die "Abteilung für experimentelle Pathologie und Therapie der Psychosen", hielt Vorlesungen über Psychotherapie an der Universität in Charkow, war als Konsiliararzt am mehreren Kliniken tätig und wurde einer der Leiter der "Ersten Moskauer psychiatrischen Klinik". Am 16. Oktober 1941 - während der Herbstoffensive der deutschen Wehrmacht gegen Moskau - nahm sich Kronfeld zusammen mit seiner Frau das Leben. Seine Motive für diesen Schritt sind unbekannt. Es war die erklärte Absicht Arthur Krohnfelds gewesen, die Psychiatrie und die Psychologie als ihr unmittelbares Grundlagenfach als strenge Wissenschaft zu begründen. In seinen Arbeiten versuchte er, die systematische Einheit von Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie sowie ihr Verhältnis untereinander darzustellen. Auf Grund seiner Emigration und in Folge der Kriegsereignisse geriet er wie auch sein umfangreiches wissenschaftliches Werk von über zweihundert Publikationen und mehr als fünfhundert Rezensionen weitgehend in Vergessenheit. Seine in der Sowjetunion verfaßten Arbeiten sind in Deutschland bislang nicht bekannt und auch nicht übersetzt.


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