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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lesestörungen

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

eine verbreitete Problematik; in den USA weisen 4 % aller Schulkinder eine solche Störung auf. Ungefähr 80 % aller Lernstörungen werden von der Lesestörung (mit-) verursacht. In der schulischen (kognitiven) Leistung fallen häufig Kinder auf, die in einem Bereich besonders große Mängel besitzen, die man aufgrund ihrer Intelligenz nicht erwarten würde. Solche Störungen werden durch verschiedene Begriffe bezeichnet, die man analog verwenden kann: Lern-, Schulleistungs-, Teilleistungs- oder umschriebene Entwicklungsstörungen. Zu diesen Störungen gehören die Lesestörung, die Rechenstörung und die Störung des schriftlichen Ausdrucks (= Schreibstörung); eine "Schreibstörung" tritt meist gemeinsam mit einer "Lesestörung" auf. Die kombinierte Lese- und (Recht-) Schreibstörung bezeichnet man auch als Legasthenie.

Bei einer Lesestörung sind die Leseleistungen mit standardisierten Tests zur Erfassung der Lesegenauigkeit, der Lesegeschwindigkeit beziehungsweise dem Leseverständnis abzuklären. Man kann dann von einer Lesestörung sprechen, wenn die Testleistungen deutlich von dem abweichen, was man aufgrund des Alters, der gemessenen Intelligenz und der altersgemäßen Bildung des Kindes erwarten würde. Eine Lesestörung äußert sich z.B. in dem Problem, zwischen einfachen Buchstaben zu unterscheiden oder einfache Laute mit Buchstaben zu verknüpfen. Beim Vorlesen werden Worte oder Wortteile ausgelassen, ersetzt, verdreht oder hinzugefügt; die Kinder lesen langsam, starten beim Vorlesen verzögert oder verlieren die Zeile im Text. Des weiteren treten auch Defizite im Leseverständnis auf: So können die Kinder Gelesenes nicht beziehungsweise sehr schlecht wiedergeben oder daraus keine Schlüsse ziehen.

Über die Ursachen liegen verschiedene Annahmen vor, wobei viele Ergebnisse für einen neuropsychologischen Erklärungsansatz sprechen. In diesem Kontext diskutiert man zwei Annahmen: 1) die Hypothese gestörter sprachlicher Informationsverarbeitung und 2) die Hypothese der gestörten Verarbeitung visuell vorgegebener Informationen. Bei der Behandlung greift man auf Förderprogramme für Kinder, Elterntrainings und Methoden der Familienberatung sowie Maßnahmen in der Schule zurück. Zentral ist eine frühzeitige Erkennung und Förderung lerngestörter Kinder, um psychosoziale Folgen und massive schulische Nachteile zu vermeiden.

Literatur

Petermann, F. (Hrsg.) (1999). Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie (4. völlig veränderte Auflage). Göttingen: Hogrefe.


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