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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Netzforum

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

auch: Online-Forum, Sammelbegriff für Formen der computervermittelten Kommunikation, bei denen ein mehr oder minder großer Kreis von Beteiligten sich untereinander digitale Textbeiträge zugänglich macht und diese selektiv liest, kommentiert, weiterführt oder ignoriert. Alle Beteiligten haben also eine Doppelrolle, sie sind sowohl Empfänger als auch Sender der Botschaften, die im Netzforum ausgetauscht werden (many-to-many-Kommunikation oder Gruppenkommunikation). Anders ist es dagegen beim computervermittelten Austausch per E-Mail oder durch Chatten, wo sich eine Person jeweils gezielt an eine andere Person wendet, die daraufhin zur Reaktion aufgefordert ist (one-to-one-Kommunikation oder Individualkommunikation). Indem wir eine Homepage im World-Wide Web publizieren adressieren wir dagegen ein großes und anonymes Publikum, von dem höchstens vereinzelt Feedback zu erwarten ist (one-to-many-Kommunikation oder Massenkommunikation). Charakteristisch für die many-to-many-Kommunikation in Netzforen sind die fließenden Übergänge zur Individual- wie zur Massenkommunikation. Forumsmitglieder können sich hinter den Kulissen jederzeit per E-Mail oder Chat direkt ansprechen, und weil viele Foren öffentlich sind, kann der Austausch zwischen den aktiv Beteiligten gleichzeitig durch ein passives, anonymes Publikum beobachtet werden. Man unterscheidet zeitversetzte Netzforen wie Mailinglisten, Newsgroups und Newsboards (Newsgroups) von zeitgleichen Netzforen wie Chat-Foren.

Vom Netzforum als computertechnisch manifestiertem virtuellen Ort (siehe virtuelle Realität) abzugrenzen ist das Netzforum als virtuelles soziales Gebilde, das aus den Mitgliedern und ihren kollektiven Verhalten besteht. So läßt sich etwa durch die Kommandozeile "/join #psychologie" mit Hilfe des IRC (Internet Relay Chat, ein Chat-Dienst im Internet) sofort ein neues Chat-Forum namens #psychologie einrichten. Ob dieser öffentlich zugängliche virtuelle Ort dann Anziehungspunkt für eine Reihe von Stammnutzern wird, die schließlich eine virtuelle Gemeinschaft bilden, ist damit aber noch nicht gesagt. Virtuelle Sozialität findet nur dort statt, wo eine kritische Masse von Personen ein gemeinsames Kommunikationsanliegen hat und die Einrichtung eines neuen Netzforums diesem gerecht wird. Ganz oft ist heute zu beobachten, wie allein wegen der technischen Machbarkeit neue Netzforen als virtuelle Orte eingerichtet werden und man sich regen Austausch erhofft. Dieser findet dann jedoch nie statt, da genuiner Kommunikationsbedarf in nennenswertem Umfang überhaupt nicht vorhanden ist. Unzählige thematisch und lokal differenzierte Netzforen existieren im Internet und in anderen Computernetzwerken, manche sind unbelebt, andere werden stark frequentiert. Netzforen dienen geselligem und fachlichem Austausch und sind überwiegend nicht-kommerzielle Privatinitiativen. In jüngster Zeit werden zunehmend mehr virtuelle Treffpunkte eingerichtet, die trotz kostenlosem Zugang auch kommerziellen Zwecken dienen (z.B. Einspielung von zielgruppenspezifischen Werbebannern, Registrierung von Nutzerdaten für Direktmarketing).


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