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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Mailingliste

Autor
Autor:
Werner Eberlein

elektronisches Forum, in dem sich die Mitglieder per zeitversetzter (asynchroner) computervermittelter Kommunikation untereinander austauschen. Um an einer Mailingliste zu partizipieren, muß man sich mit der eigenen E-Mail-Adresse beim Listenverwaltungsprogramm anmelden und erhält dann die Listenbeiträge (Posts) fortlaufend per E-Mail zugeschickt. Eine Mailingliste ist also im Gegensatz zur Newsgroup ein sogenanntes Push-Medium, das der Nutzerin bzw. dem Nutzer einzelne Beiträge aktiv zuspielt. Zudem sind bei der Mailingliste im Unterschied zur Newsgroup alle Mitglieder durch ihre E-Mail-Adresse bekannt, und bestimmten Personen oder Personengruppen kann der Zugang zur Liste verweigert werden. Ein Beitrag, den man selbst an die Liste verschickt (postet), wird automatisch an alle akzeptierten Listenmitglieder verteilt.

Mailinglisten existieren zu ganz unterschiedlichen Themen: fachliche Foren (z.B. Statistik-Liste) existieren ebenso wie Freizeit-Foren (z.B. Startrek-Liste, Baseball-Liste) oder Selbsthilfe-Foren (z.B. Angst-Liste, Scheidungs-Liste). Wir alle können bei Interesse sofort eine neue Mailingliste zu einem selbstgewählten Thema eröffnen, sofern wir einen Mail-Server mit entsprechender Mailinglistensoftware betreiben oder einen kostenlosen öffentlichen Mailinglisten-Service im World-Wide Web in Anspruch nehmen (z.B. Onelist: http://www.onelist.com/). Mailinglisten lassen sich als virtuelle Orte (virtuelle Realität) interpretieren, die von einem Kern von aktiven Stammmitgliedern (Regulars) und einer fluktuierenden Peripherie von passiven Mitgliedern (Lurkers) sowie von Neulingen (Newbies), Gelegenheits- und Zufallsgästen frequentiert werden. Große und belebte Listen können die Basis einer virtuellen Gemeinschaft sein. Virtuelle Gruppen greifen für ihre interne Kommunikation ebenfalls oft auf Mailinglisten zurück, wobei sie den Zugang zum Forum dann aber in der Regel kontrollieren. Der Teilnehmerkreis von Mailinglisten bewegt sich zwischen einem Dutzend und mehreren Hundert Personen, die anläßlich der Forums-Kommunikation zuweilen auch persönliche Netzbeziehungen knüpfen.

Aus psychologischer Perspektive ist es unter anderem interessant, die Entstehung und Entwicklung von Mailinglisten im Zeitverlauf zu verfolgen und zu vergleichen (z.B. Teilnehmerkreis, Rollen, Normen, Themen) sowie Determinanten für aktive und passive Listenteilnahme zu identifizieren. Zudem wären die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen netzinterner und netzexterner Kommunikation zu untersuchen (z.B. welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Teilnahme an Selbsthilfe-Mailinglisten und der Inanspruchnahme anderer Formen der netzinternen und netzexternen psychosozialen Unterstützung und Versorgung). Da alle Mailinglisten-Beiträge in digitaler Form vorliegen, können sie im Zuge der Online-Forschung problemlos ausgewertet werden. Allerdings ist zu beachten, daß sich die Listenmitglieder mit ihren Beiträgen nicht an eine breite Öffentlichkeit wenden, sondern sich untereinander austauschen, so daß im Sinne der Forschungsethik nicht nur Maßnahmen zum Datenschutz zu ergreifen sind (z.B. Anonymisierung), sondern oft auch explizites Einverständnis für die Forschungsaktivitäten einzuholen ist. Maßgeblich sind hier jeweils die Merkmale des konkreten Online-Forschungsprojektes (Online-Forschung) sowie die expliziten und impliziten Normen der zu untersuchenden Mailingliste.


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