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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

sakkadische Blickbewegungen

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

plötzliche Veränderungen der Augenstellung (Blicksprünge), die durch sechs außerhalb der Augen lokalisierte Muskeln verursacht werden und ballistisch verlaufen, d.h., haben sie einmal begonnen, laufen sie ohne Korrekturen bis zu ihrem vorher beabsichtigten Endpunkt ab. Schon kurz vor der Auslösung einer sakkadischen Blickbewegung und über den Zeitraum ihres Andauerns hinweg tritt eine herabgesetzte Sehempfindlichkeit auf (saccadic suppression). Die beträchtliche Schnelligkeit einer sakkadischen Blickbewegung minimiert die Zeitspanne des beeinträchtigten Sehens. Die neuronalen Prozesse, die schließlich zur Auslösung führen, scheinen im sog. frontalen Augengebiet ihren Abschluß zu finden. Elektrische Stimulation dieses Areals bewirkt sakkadische Blickbewegungen, wobei der Ort der Elektrodenplazierung sowohl ihr Ausmaß als auch ihre Richtung bestimmt. Dabei mündet linkshemisphärische Reizung in nach rechts gerichteten sakkadischen Blickbewegungen, während eine rechtshemisphärische Stimulation linksgerichtete Blickbewegungen nach sich zieht. Bei simultaner Erregung beider Hemisphären werden Ausmaß und Richtung der Sakkade vom Verhältnis der beiden Reizintensitäten festgelegt. Auch wenn noch unklar ist, wie die Reizverarbeitung eines Objekts in einer Sakkade mündet (eher automatische, unwillkürliche Sakkaden oder willkürliche als das Resultat eines komplexen, geordneten Prozesses der Informationsverarbeitung), spielen die auch während des Schlafs ablaufenden sakkadischen Blickbewegungen in den oft mit Träumen (Traum) verbundenen REM-Phasen (REM-Schlaf) eine Rolle. Beim Lesen von schwierigen Texten werden die sakkadischen Blickbewegungen im Vergleich zu leichteren Passagen verkürzt (Augenbewegungen, Aufmerksamkeit).

Literatur

Lindsay, P.H. & Norman, D.A. (1981). Einführung in die Psychologie. Informationsaufnahme und -verarbeitung beim Menschen. Springer-Verlag: Berlin.


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