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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

überlegtes Handeln

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Theorie des überlegten Handelns, theory of reasoned action (TORA), das Modell von Fishbein und Ajzen (1975) über den Zusammenhang von Einstellungen und Verhalten. Die Theorie basiert auf der Annahme vom Menschen als rationales Wesen, das Verhaltensentscheidungen auf der Grundlage einer systematischen Verarbeitung ihm zugänglicher Informationen trifft. Konzipiert als hierachisches Strukturmodell erfaßt die TORA Überzeugungen, Einstellungen, Verhaltensintentionen und Verhalten in kausalen Beziehungen. Angenommen wird, daß Verhalten direkt von der Intention einer Person gesteuert wird, das Verhalten auszuführen oder zu unterlassen. Die Intention ihrerseits wird durch zwei konzeptionell unabhängige Komponenten bestimmt: Einstellung gegenüber dem spezifischen Verhalten und subjektive Norm .

Die Einstellung gegenüber dem Verhalten erfaßt, wieweit die eigene Ausführung des Verhaltens als positiv oder negativ bewertet wird. Die Einstellung ihrerseits ist nach der TORA auf einer zweiten Theorieebene durch die Bilanzierung erwarteter Konsequenzen der Verhaltensausführung und deren Bewertung bestimmt. Eine Einstellung wird vorhergesagt, indem man die Erwartungs-Wertkomponenten multipliziert und die erhaltenen Produkte summiert. Die TORA wird entsprechend auch als Erwartungs-Wert-Modell bezeichnet.

Die subjektive Norm ist Ausdruck des individuell wahrgenommenen sozialen Drucks, das konkrete Verhalten auszuführen oder zu unterlassen, und wird ebenfalls über eine Erwartungs-Wert-Funktion vorhergesagt: Über die Summe der wahrgenommenen Erwartungen wichtiger Bezugspersonen, das Verhalten auszuführen oder zu unterlassen, jeweils multipliziert mit der Motivation, diesen Erwartungen zu entsprechen. Bevorzugt wird das Verhalten, das günstige Konsequenzen erwarten läßt und den Erwartungen wichtiger Bezugspersonen entspricht. Die theoretischen Annahmen der TORA wurden durch zahlreiche empirische Studien unterstützt. Allerdings führte die Theorie nur bei Verhalten zu guten Vorhersagen, das unter vollständiger willentlicher Kontrolle steht. Diese Beschränkung führte zur Theorie des geplanten Verhaltens, die Verhaltensvorhersagen auch bei eingeschränkter Kontrolle zuläßt (geplantes Verhalten).

Literatur

Fishbein, M. & Ajzen, I. (1975). Belief, attitude, intention, and behavior: An introduction to theory and research. Reading: Addison-Wesley.

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