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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Zwangshandlungen

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

übertriebene, sinnlose oder selbst schädliche Verrichtungen, die jemand immer wieder aus einem inneren Antrieb vollziehen muß. Sie sind zugleich Symbolhandlungen, das heißt, sie stellen bildhaft und gleichsam stellvertretend einen Vorgang dar, der eine wichtige seelische Bedeutung hat. Der Waschzwang etwa gilt nicht wirklich der körperlichen Sauberkeit, sondern soll die moralische Reinheit wiederherstellen, die unbewußt gefährdet erscheint. Zur Zwangsneurose gehört es, daß der Verzicht auf die zugehörigen Symptomhandlungen eine unerträgliche Angst auslöst. In weniger krassem Maß gilt das auch für gewisse Marotten, so wenn jemand die Gegenstände auf seinem Schreibtisch in einer ganz bestimmten Weise anordnen muß, ehe er arbeiten kann. Nur diese eine Ordnung gibt ihm das Gefühl der Sicherheit, und oft würde sich wohl mit den Methoden der Psychoanalyse (freie Assoziation, Symboldeutung) herausfinden lassen, daß gerade diese Ordnung auch sehr spezifische und zutiefst persönliche Bedürfnisse und Ängste versinnbildlicht. Solche Handlungen, die einem Wiederholungszwang folgen, sind Symptomhandlungen, das heißt, sie zeigen Konflikte an. Symptomatisch in diesem Sinne sind auch typische Gesten, etwa daß jemand immer wieder an seiner Krawatte zupft, an die Nase faßt, die Finger knacken läßt und ähnliches. Solche kleinen Symptomhandlungen lassen sich zwar meist nicht ohne weiteres deuten, aber sie sind ebensowenig zufällig wie Fehlleistungen oder irgendeine andere seelische Äußerung.

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