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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Tics

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

motorische und vokale Störungen, Reaktionen, die nicht beeinflußt werden können und in rascher Folge auftreten (z. B. Augenblinzeln, Kopfwerfen, Schulterzucken, Grunzen, Räuspern, Bellen). Der Schweregrad einer Tic-Störung variiert stark. Man kann zwischen vorübergehenden Tics, chronisch auftretenden, motorischen oder vokalen Tic-Störungen und dem sogenannten – sehr selten – auftretenden Tourette-Syndrom unterscheiden; Tic-Störungen treten häufig auf, etwa vier bis 12 % aller Kinder leiden unter einer solchen Störung. Vorübergehende Tics sind besonders häufig, vor allem bei Kindern im Vorschulalter. Diese Tics äußern sich in Form von Blinzeln, Grimassieren oder Kopfschütteln, wobei diese Form in der Regel eine Woche bis zu mehreren Monaten dauert. Solche Tics können jedoch wieder auftreten, vor allem, wenn das Kind unter Streß steht. Chronische Tic-Störungen treten mindestens ein Jahr lang auf, wobei sie häufig als multiple Tics ausgeprägt sind. Meistens verschwinden auch diese Störungen während des Jugendalters wieder. Beim Tourette-Syndrom liegen mehrere motorische Tics und zumindest ein vokaler Tic vor. Die in diesem Kontext auftretenden Störungen besitzen eine andere Qualität. So beobachtet man bei einem Drittel der Fälle eine Koprolalie, das heißt einen Drang, Obszönitäten auszusprechen. Häufig treten komplexe motorische Tics mit dem Drang zu Berührungen, zum Rückwärtsgehen oder Niederkauern auf. Mit der Koprolalie ist unter anderem auch die Tendenz gekoppelt, das nachzuahmen, was man gerade gesehen (Echopraxie) oder gehört hat (Echolalie). Bei komplexen Tics beobachtet man bei der Hälfte der Fälle zudem eine hyperkinetische Störung. Tic-Störungen können medikamentös oder verhaltenstherapeutisch behandelt werden. In der Verhaltenstherapie haben sich fünf Verfahren bewährt. So führt häufig schon die einfache Symptombeobachtung (Selbstbeobachtung) zur Reduktion der Tics. Bei der Technik der massierten Übungen versucht der Patient täglich, 15 bis 30 Minuten lang so rasch und kraftvoll wie möglich sein Problemverhalten auszuführen, bis sich dieses reduziert hat. Des weiteren werden Entspannungstechniken, das Kontingenzmanagement (= Verstärkereinsatz) und die Habit-Reversal-Technik (= Reaktionsumkehr, um automatisierte Gewohnheiten zu ändern) erfolgreich eingesetzt.

Literatur

Banaschewski, T. & Rothenberger, A. (1998). Diagnostische Leitlinien und verhaltenstherapeutische Verfahren bei Tic-Störungen. Kindheit und Entwicklung, 7, 99-111.


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