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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Geruchswahrnehmung

Autor
Autor:
Werner Eberlein

auch: olfaktorische Wahrnehmung. Bei jedem Atemzug erreicht eine Fülle von Informationen das Limbische System. Der Nase kommt dabei nur eine Teilfunktion innerhalb der olfaktorischen Wahrnehmung zu. Zunächst erfolgt die Geruchswahrnehmung über die Cilien (Flimmerhärchen), die in gebündelter Form zu jeweils sechs oder acht Härchen auf einer Zelle der Riechschleimhaut sitzen. Die Riechschleimhaut befindet sich rechts und links in der KuppeI der Nasenhöhle etwa auf Augenhöhe und ist die einzige Stelle des Organismus, an der das Zentralnervensystem direkt mit der Außenwelt in Kontakt tritt. Bei einer Größe von etwa 1 qcm besteht sie aus ca. 10-25 Riechzellen. Treffen nun Duftmoleküle auf die an den Cilien sitzenden Eiweißrezeptoren, erfolgt eine Kopplung, und ein elektrischer Impuls wird an das Gehirn gesendet. Dort werden die Informationen zu einem "Geruchsbild" verarbeitet. Je nach Training und Sensibilität kann der Mensch zwischen 4000 und 10.000 Gerüchen unterscheiden, wobei nur wenige Moleküle einer Substanz zur Aktivierung genügen.

Da die neuronale Vernetzung zum Erinnerungszentrum ausgeprägter ist als zum Sprachzentrum, sind Gerüche oft schwer zu beschreiben, lösen aber sofort Erinnerungen positiver oder negativer Art aus. Die subjektive Geruchsempfindung ist von Erfahrungswerten geprägt und von daher individuell verschieden. Die physisch- und psychisch-objektive Wirkung ist unabhängig von den Erfahrungswerten bei jedem Menschen gleich, da durch olfaktorische Reize neurochemische Stoffe wie Enzephaline, Endorphine, Serotonin und Noradrenalin im Limbischen System freigesetzt werden. Diese Erkenntnis dient unter anderem als Basis der Aromatherapie, in der die Wirkung natürlicher Aromen und Essenzen gezielt angewandt wird. Durch die enge Anbindung an das Limbische System zum Stammhirn ist die Geruchswahrnehmung im Unterschied zu den phylogenetisch jüngeren Sinnen wie Hören und Sehen nicht im selben Maße filter- und steuerbar, sondern wirkt direkter als andere Reize auf das Unterbewußtsein. Diese Eigenschaft wird im medizinischen Bereich durch die Aromatherapie genutzt, kommt aber auch zur manipulativen Anwendung im Businessbereich (sell with smell).


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