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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Jagd

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

das Aufspüren und Erlegen wilder Tiere. Die Sicherung des Lebensunterhalts durch die Jagd war die Grundlage der frühesten Kulturstufe des Menschen und bis mindestens 10000 v. Chr. die einzige. In den »Wildbeuter-Gruppen« wurde die Jagd, die den Männern oblag, durch das Sammeln von Früchten und Kleintieren ergänzt, das die Aufgabe der Frauen war. Meist waren beide Geschlechter etwa gleichberechtigt. Die Wildbeuter-Kultur war notwendigerweise nomadisch. Auch die Hirtenvölker waren noch Nomaden, aber sie besaßen dank der Viehzucht schon Einsichten in natürliche Zusammenhänge (besonders der Sexualität), über die die Jägervölker noch nicht verfügten. So war die Auffassung der Wildbeuter noch viel stärker durch Animismus und Magie bestimmt. Auch der Beute glaubte man besser durch Jagdzauber habhaft zu werden, wie die ältesten Beispiele Bildender Kunst zeigen. Die Jagd als Kampf des Menschen mit dem Tier, in dem er sich als überlegen erweist, ist zu einem Muster der Auseinandersetzung mit der Natur und dem Schicksal geworden. Noch in unserer Kultur, in der das Erbeuten von wilden Tieren ökonomisch kaum eine Rolle mehr spielt, ist die Jagd als Sport und Abenteuer deutlich mit Zeremonien und Glaubenshaltungen umgeben, die an einen Kult erinnern. Die List und der Mut des Jägers, sein Kampf, seine Niederlagen und Siege sind aber auch ein Gleichnis für jede andere »Jagd«, die Jagd nach dem Berufserfolg, nach dem Ruhm, nach der Liebe und nach dem Glück. Im Verhältnis des Jägers zu den Tieren streitet sich eine fast zärtliche Gefühlsbeziehung mit der Aggression. Diese Ambivalenz ist kennzeichnend für unsere Triebbegabung.

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