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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Sport

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Leibesübungen, die der Entwicklung der Körperkräfte und ihrer Darstellung dienen. Der Sport erwächst aus der Freude an der Bewegung, aus dem Stolz auf die eigene Leistung, dient oft dem Wettbewerb mit anderen oder dem Wunsch, sich vor ihnen zu zeigen. In ihn fließen Tendenzen der Sexualität ein, unter anderem ein gewisser Narzißmus und eine Art Exhibitionismus. Einige Sportarten schließen die Berührung anderer Körper ein, meist von Personen des gleichen Geschlechtes. So kann der Ringkampf geradezu als homoerotische Begegnung aufgefaßt werden, in der aber die Liebe durch die Aggression überdeckt wird. Die Beziehung des Sportes zur Sexualität erweist sich auch darin, daß man in der Erziehung heranwachsender Knaben bemüht war, ihre sexuellen Triebkräfte durch sportliche Anforderungen einzudämmen oder eigentlich abzulenken. Im Wettkampf der Männer gegeneinander liegt eine Darbietung vor Frauen, die so gleichsam aufgefordert werden, sich den Stärksten zu wählen. Zugleich bieten die Kämpfer anderen Männern ein Vorbild. Im Frauensport, als allgemeinerer Erscheinung relativ jungen Datums, drückt sich das Verlangen nach Gleichberechtigung aus. Seine Entwicklung war ein wichtiger Faktor der modernen Emanzipation. Er erlaubt den Kämpferinnen sowohl, ihren Anteil an Männlichkeit auszuleben, als auch, ihren Körper freier zu zeigen, als es ihnen die Mode sonst meist gestattet. Überhaupt hat der Siegeszug des Sportes das Verhältnis des modernen Menschen zu seiner Körperlichkeit unbefangener gemacht. Vor allem aber dient er einem abgesicherten Ausdruck von aggressiven Tendenzen. Die Einhaltung seiner Regeln ist wesentlich für den »Sportsgeist«, die »Fairneß«. Zu ihm gehören viele Formen des Spiels. Freilich schließt er oft auch Gefahren ein, die dann für Kämpfer wie Zuschauer zu seinen Reizen gehören. Berufssportler lassen sich als Gladiatoren verstehen, die sozusagen stellvertretend für andere das Äußerste wagen. Der Hochleistungs-, Schau-und Berufssport verlagert sich in den letzten Jahrzehnten deutlich vom Zweikampf (wie Boxen, Ringen und Fechten) zum Mannschaftskampf (wie beim Fußball). Diese Form erleichtert es den Zuschauern, sich mit den Kämpfern zu identifizieren. Auch bei internationalen Sportfesten wie der Olympiade steht der einzelne Athlet weniger für sich selbst als für seine Nation. Hier entfernt sich der Sport von seinem eigentlichen Sinn als freies Spiel und beweist seine Verwandtschaft mit dem Kampf um Leben und Tod wie im Kriege. Wie kaum eine andere Erscheinung zeugt der Sport für die engen Beziehungen zwischen Libido und Destruktion.

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