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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Krankheitsbewältigung

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Fertigwerden mit den durch Krankheit entstehenden Belastungen ( Coping). Die vom Patienten und auch von seinen Angehörigen geforderte Anpassung an dieses kritische Lebensereignis beginnt mit dem Wahrnehmen der ersten Symptome und führt über die Einleitung einer Behandlung zur Auseinandersetzung mit akuten oder chronischen Krankheitsfolgen, im Extremfall bis zur Akzeptanz des zu erwartenden Todes (Thanatopsychologie). Vorausetzung ist Krankheitseinsicht, die bei psychischer Gestörtheit nicht immer gegeben und dann erst zu vermitteln ist. Nach den Erkenntnissen der Streß-Forschung dient Bewältigungsverhalten der Veränderung sowohl einer bedrohlichen Situation als auch ihrer erlebnismäßigen Repräsentanz. Dabei ist flexibles, der jeweiligen Krankheitslage angepaßtes Verhalten dem rigiden und uniformen Verhalten überlegen. Während man in der chirurgischen Behandlung eher auf die emotionszentrierte Selbstkontrolle angewiesen ist, erfordern chronische Krankheiten mehr problemzentrierte Bedingungskontrolle. Selbst die von der Psychoanalyse aufgezeigten Abwehrmechanismen (z.B. Verleugnen, Verdrängen) können unter Umständen lindern und erst dann verhängnivoll werden, wenn eine Therapie infolge Selbsttäuschung unterbleibt. Das jeweilige Vorherrschen solcher Strategien hängt außer von der Krankheit auch von der Persönlichkeit, ihrer Biografie und sozialen Situation ab. Die diagnostische Erfassung individueller Bewältigungformen ist für die Kenntnis der Therapietreue (Compliance) des Patienten und die Prognosestellung von Interesse. Hierzu sind Fragebögen zur Selbst- und Fremdbeurteilung für das Verhalten unter somatischen Krankheiten allgemein und bestimmten Krankheiten, z.B. Hautkrankheiten, besonders entwickelt worden. Bei ihrer wiederholten Anwendung können sich im Krankheitsverlauf wechselnde Bewältigungsformen zeigen. Deren Effektivität läßt sich dann an medizinischen Erfolgskriterien wie postoperativen Komplikationen, Tumorrezidiven, Reinfarkten oder psychologischen Kriterien wie Wohlbefinden und sozialer Kompetenz abschätzen.


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